München (epd). Die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche hat auch Kardinal Reinhard Marx selbst nachhaltig geprägt. Die vergangenen 15 Jahre seien für ihn "Schritt für Schritt, am Anfang auch mit Abwehr, dann wieder im Aufbruch, ein Weg der Befreiung" gewesen - "befreit von der Angst, wirklich die ganze Wahrheit anzuschauen", sagte der Münchner Erzbischof am Sonntagabend laut Mitteilung in der Münchner Frauenkirche. "Wir können nicht aufhören, aufzuarbeiten."

Am Sonntagabend wurde im Liebfrauendom eine Kunstinstallation als Mahnmal gegen das Vergessen des Missbrauchs in der katholischen Kirche präsentiert. Das Mahnmal - eine 60 Zentimeter große Ausfertigung des Kunstwerks "Hearts" (Herzen) des Münchner Künstlers Michael Pendry - soll bis Ostern am Altar bleiben. Danach soll es dauerhaft in der Krypta des Liebfrauendomes aufgestellt werden. Es trägt die Inschrift "Wer heilt die zerbrochenen Herzen?". Die Installation war vom unabhängigen Betroffenenbeirat der Erzdiözese initiiert worden.

Das Mahnmal soll laut Marx kein Endpunkt sein. Erinnerung bedeute nicht, "wir schließen etwas ab, sondern wir machen das lebendig." Es stehe für den Aufruf, "dass das, was geschehen ist, nie wieder geschehen darf" und für den Auftrag, sich der Wahrheit zu stellen. Zugleich dankte Marx für die persönlichen Begegnungen und die kritische Auseinandersetzung mit den Betroffenen. "Und das wird weitergehen und nicht verdrängt werden, um damit auch einen neuen Blick zu bekommen: auf meinen eigenen Glauben, auf die Realität der Kirche, auf die Strukturen und das Miteinander in der Kirche."

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