Garmisch-Partenkirchen, Karlsruhe (epd). Weltweit kaufe nur China mehr Nahrungsmittel ein als die Europäische Union, kritisiert das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Etwa ein Fünftel der in Europa konsumierten pflanzlichen Produkte würden importiert, sagte Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung - Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen. Die EU sei inzwischen sehr stark von Agrareinfuhren abhängig, die wachsende Abhängigkeit von sehr wenigen Handelspartnern gefährde die Ernährungssicherheit.

Die Importe kommen laut Fuchs aus Ländern, deren Umweltgesetze weit weniger streng seien als in Europa. Die EU-Handelsabkommen verlangten nicht, dass die Importe nachhaltig produziert werden. So lagerten die EU-Staaten, auch Deutschland, die Umweltschäden der Landwirtschaft in andere Länder aus, "während sie gleichzeitig die Lorbeeren für die grüne Politik im eigenen Land einheimsen". Nur durch diese Verlagerung von Umweltkosten sei es in Europa möglich, die eigenen strengen Auflagen für Klimaschutz und Landnutzung zu erfüllen. Die Wälder in Europa hätten seit 1990 um die Fläche Griechenlands zugenommen, vorrangig auf nicht mehr genutzten Agrarflächen. Gleichzeitig werde anderswo gerodet, um gentechnisch optimierte Nutzpflanzen für Europa anzubauen, etwa am Amazonas.

Europa, so Fuchs, müsse seine "Hybris" überwinden und sich für eine nachhaltige Intensivierung der europäischen Landwirtschaft entscheiden. Das erfordere eine Anpassung der Ziele des EU Green Deals. Vormals aufgegebene Flächen in Gebieten mit geringer Biodiversität sollten wieder landwirtschaftlich genutzt, die Produktion von Biokraftstoffen reduziert und viel weniger Milch- und Fleischprodukte hergestellt werden. Es sei dringend notwendig, punktgenaue Gentechnik zur Steigerung der Ernteerträge zuzulassen.

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