Nürnberg, Erlangen (epd). Über 4.500 Werke der schulgeschichtlichen Sammlung der Universität Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg sind nun Teil des Unesco-Weltdokumentenerbes. Wie die Uni mitteilte, wurden sie über das Programm "Gedächtnis der Menschheit" aufgenommen. In diesem werden seit über 30 Jahren Dokumente gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, "die einschneidende Momente der Menschheitsgeschichte verdeutlichen". Dazu zählen beispielsweise die Archive des Warschauer Ghettos, die Göttinger Gutenberg-Bibel oder Röntgenbilder von Wilhelm Conrad Röntgen. Nun habe die Unesco insgesamt 17 Sammlungen von Zeichnungen, Gemälden und Schriften von Kindern und Jugendlichen in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Die Zeichnungen der schulgeschichtlichen Sammlung in Nürnberg stammen demnach von Kindern und Jugendlichen, die zwischen 1924 und 1929 an der Volksschule Stein von Wilhelm Daiber unterrichtet wurden. Daiber sei es ein Anliegen gewesen, seinen Schülerinnen und Schülern den Raum zu geben, um ohne Zeitdruck den eigenen Stil zu erforschen. Dabei habe der Reformpädagoge die Investition in hochwertige Farben und Papier nicht gescheut. Die Resultate seien von ihm alle beschriftet und sauber sortiert worden. Dadurch könne man heute nachvollziehen, wie Reformpädagogik an der Volksschule in den 1920er Jahren umgesetzt wurde und wie junge Menschen ihren Alltag wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs wahrnahmen.
Zu den Werken gehören laut der Mitteilung Szenen mit Unterseebooten oder Tieren, aber auch aus Märchen und der Bibel. Osterhasen tragen Flaggen vom deutschen Reich, heimische Räume seien mal eher karg eingerichtet dargestellt, mal mit Elementen wie Wanduhren gestaltet, die ein Zeichen für Wohlstand waren. Da bereits wenige Jahre später ein weiterer Krieg folgte, seien die Zeichnungen dieser Kinder möglicherweise die einzigen Spuren, die sie in der Geschichte hinterlassen konnten, hieß es.
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