Nürnberg, München (epd). Kritik am geplanten bayerischen Ladeschlussgesetz (BayLadSchlG) hat der Leiter des Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda), Peter Lysy, geübt. Der vorliegende Gesetzentwurf würde die Feiertagsruhe in Teilen des bayerischen Einzelhandels aufheben, wenn es nicht noch gravierende Änderungen gebe, sagte er am Dienstag in einer Mitteilung zum Ende des Anhörungsverfahrens. "Wenn das Gesetz so durchgeht, bekommt Bayern den schwächsten Sonntagsschutz in ganz Deutschland", sagte Lysy. Er forderte die Rücknahme der entsprechenden Gesetzesartikel, um die Sonntagsruhe "als Zeit der Familie, der Erholung und der geistlichen Einkehr zu bewahren".

Personallose Kleinstsupermärkte dürften in Zukunft an jedem Tag im Jahr öffnen. Das würde das Einkaufen am Sonntag zur Normalität machen, befürchtet der evangelische Pfarrer. Das Gesetz könnte nicht nur ein paar kleine Geschäfte auf dem Land betreffen. Vielmehr könnte jeder Supermarkt in Bayern künftig einen Teil seiner Ladenfläche sonntags öffnen. Die betroffenen Märkte würden nicht ohne Personal auskommen, sondern müssten auch sonntags betreut, aufgeräumt, überwacht und gereinigt werden. "Der Sonntag war in Bayern früher heilig. In den Ladenschlussplänen der Staatsregierung ist das nicht mehr zu erkennen", sagte Lysy.

Der kda kritisiert außerdem, dass bei verkaufsoffenen Sonntagen der rechtlich nötige Zusammenhang zwischen Anlass und Ladenöffnung künftig nur noch "vermutet" und wohl nicht mehr näher begründet werden müsse. Die Anlässe würden zudem sehr viel weiter in "kulturelle, religiöse, traditionelle, historische oder sportliche Ereignisse" gefasst, heißt es in einer kda-Stellungnahme zum neuen Gesetz. Kommunale Anhörungen von Kirchen, Gewerkschaften und Handelsverbänden sehe das neue Ladenschlussgesetz nicht mehr vor.

Auswirkungen auf den Sonntagsschutz könnte auch eine neue Ausflugsortregelung haben, nach der sich Gemeinden in Bayern selbst zum Ausflugsort erklären könnten und bestimmte Waren an 40 Sonntagen im Jahr für den Verkauf freigeben dürften, meint der kda-Leiter. Auch im Gesetzentwurf vorgesehene "Shoppingnächte" lehnt er als "beschäftigten- und familienfeindlich" ab.

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