München (epd). Die Bedeutung von NS-Erinnerungsorten für die Demokratie hat Charlotte Knobloch am Vortag zum 90. Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau betont. "Den Weg von Demokratie, Freiheit und Toleranz konnte unser Land nach 1945 nur gehen, weil Erinnerungsorte wie Dachau dazu mahnten", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München laut Mitteilung vom Dienstag. Weil es immer weniger Zeitzeugen gebe, müsse der Staat mit allen Mitteln dafür sorgen, dass "die Erinnerung gerade hier niemals abreißt". Steinerne Zeitzeugen müssten für kommende Generationen bewahrt werden. "Was hier geschehen ist, darf niemals in Vergessenheit geraten", mahnte die Holocaust-Überlebende.

Obwohl direkt vor den Toren Münchens Menschen gequält und ermordet wurden, habe es in der Bevölkerung keinen nennenswerten Widerstand gegen das Lager gegeben, hob Knobloch hervor: "Die Menschen wussten, was dort passierte. Aber niemand schritt ein, niemand erhob seine Stimme." Die Machthaber hätten das breite Schweigen der Gesellschaft als Ermutigung gewertet, im Lager selbst immer grausamer vorzugehen.

Das Konzentrationslager Dachau war am 22. März 1933 von den Nationalsozialisten als erstes Häftlingslager in Betrieb genommen worden. Es diente als Blaupause für viele weitere Konzentrations- und Vernichtungslager. Bis zur Befreiung durch US-Truppen am 29. April 1945 waren in Dachau und den dazugehörigen Außenlagern über 200.000 Menschen aus über 40 Nationen inhaftiert. Mindestens 41.500 Gefangene starben an Folter, Mord, Krankheit und Hunger. Nach Kriegsende setzten sich Überlebende dafür ein, das Lager zum Gedenkort umzuwandeln. Im Mai 1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau eröffnet. Träger ist die Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

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