München (epd). Jüdische Menschen sollten nach Überzeugung von Charlotte Knobloch bei bestimmten Themen ihre Religion nicht zu erkennen geben. "Wer sich outet, ist in Gefahr", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Mittwoch bei der Eröffnung einer Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum München in ihrem Grußwort laut Manuskript.

"Wo in Sozialen Medien Fragen wie Beschneidung, rituelle Schlachtung oder - heute besonders aktuell - Israel und der Nahostkonflikt verhandelt werden, da kann man jüdischen Menschen nur dringend raten, nicht als jüdisch erkennbar zu sein." Das sei die Lebensrealität vieler jüdischer Menschen, sagte Knobloch zum Start der Ausstellung "Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung - 1945 bis heute", die bis 28. Juli dauert.

Der demokratische Staat müsse dem Hass die Grenzen aufzeigen, forderte Knobloch. Diejenigen, die die demokratischen Werte untergraben, dürften sich nicht auf die gewährten Freiheiten der Demokratie verlassen. "Grundrechte wie Meinungsfreiheit sind zwar das Feuer, das die demokratische Gesellschaft wärmt. Wer aber andere damit verbrennen will und Hass statt Meinungen verbreitet, der kann nicht länger ungehinderten Zugang erwarten."

In der vom Memorium Nürnberger Prozesse kuratierten Schau soll laut NS-Dokumentationszentrum deutlich werden, dass Rechtsterrorismus "ein ständiger Begleiter der deutschen und internationalen Geschichte" seit 1945 sei. Das werde an lokalen, regionalen und internationalen Beispielen gezeigt, wie etwa dem Oktoberfestattentat von 1980 und dem Anschlag am Münchner Olympia-Einkaufszentrum von 2016.

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