Dachau (epd). Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in einem Gedenkgottesdienst an den NS-Widerstandskämpfer und evangelischen Pfarrer Wolfgang Niederstraßer (1907-1981) erinnert. Dieser sei ein "Bußprediger" gewesen, der nicht erhört worden sei, sagte Bedford-Strohm am Sonntag in der evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau laut Mitteilung.

Niederstraßer, Pfarrer in Warmensteinach im Dekanat Bayreuth, hatte in einer Predigt vor 80 Jahren - am 28. Juni 1942 - deutlich gegen das NS-Regime Stellung bezogen und dabei keine Unterstützung der Kirchenleitung erfahren. Er war daraufhin ins KZ Dachau gebracht und dort auf einen lebensgefährlichen Todesmarsch geschickt worden, den er aber überlebte. Landesbischof Bedford-Strohm rief in seiner Predigt dazu auf, "nie wieder unsere Ohren zu verschließen, wenn Menschen Unrecht anprangern".

Dabei nahm Bedford-Strohm auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in den Blick. Auch heute sei es in einer gespaltenen Welt schwierig, ein glaubwürdiges Zeugnis von Christus abzulegen. Konkret spürbar sei das in den Vorbereitungen zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe stattfinden soll. Der ÖRK habe vor der Frage gestanden, ob die Mitgliedschaft der Russisch-Orthodoxen Kirche im ÖRK ausgesetzt werden sollte, weil Patriarch Kyrill den Krieg Russlands gegen die Ukraine legitimiert hatte.

Der Zentralausschuss des ÖRK habe entschieden, die Brücken zur Russisch-Orthodoxen Kirche nicht abzubrechen, habe aber gleichzeitig den illegalen und nicht zu rechtfertigenden Krieg Russlands verurteilt, sagte Bedford-Strohm. Bei der ÖRK-Vollversammlung gehe es auch um die Bekämpfung des Klimawandels, die gerechte Verteilung von materiellen Gütern und die Kluft zwischen Arm und Reich. "Die Welt braucht das klare Eintreten der Kirchen für Menschenrechte, für Demokratie, für Toleranz", sagte Bedford-Strohm.