München (epd). Der bayerische Landesbischof Christian Kopp sieht die Veröffentlichung der deutschlandweiten ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie vor einem Jahr als entscheidenden Schritt, "um betroffenen Personen immer besser gerecht zu werden". Auch wenn die Bedeutung des Themas in der breiten Gesellschaft und in der Kirche nicht allgegenwärtig sei, nehme er eine zunehmende Sensibilisierung wahr: "Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit von wirksamen Maßnahmen, auch wenn das Thema für viele ein Tabuthema ist", sagte Kopp am Dienstag laut Mitteilung.

Die Landeskirchen und diakonischen Landesverbände wollten nun die Abläufe bei der Aufarbeitung vereinheitlichen, sagte Kopp weiter, etwa durch die Abschaffung des Spruchverfahrens und die Einführung eines einheitlichen Verfahrens für Anerkennungsleistungen. In Bayern habe man außerdem eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) geschaffen und eine Betroffenenvertretung gebildet. Ehren- und Hauptamtliche würden zum Thema Prävention geschult, außerdem würden Schutzkonzepte erstellt. Bis Ende 2025 sollen diese flächendeckend in den Kirchengemeinden erarbeitet sein.

Entscheidend sei ein konsequentes und transparentes Vorgehen, sagte Kopp: "Gerade für betroffene Personen ist Verlässlichkeit und Offenheit essenziell." Für die Zukunft gehe es darum, als Kirche ein noch sichererer Ort zu werden, an dem Gewalt keinen Platz habe. "Wir sind uns der großen Aufgabe und unserer Verantwortung bewusst und stellen uns ihr mit aller Entschlossenheit."

Ein unabhängiges Forscherteam veröffentlichte im Januar 2024 eine Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie. Es ist die erste bundesweite Studie dieser Art. Die Forscher gehen darin von mindestens 1.259 Beschuldigten, darunter 511 Pfarrpersonen, und mindestens 2.225 Betroffenen für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie aus. Seit Veröffentlichung der Studie haben sich in fast allen Landeskirchen neue Betroffene gemeldet.

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