München (epd). Der Kahlschlag bei der US-Entwicklungshilfebehörde USAID gefährdet laut der bayerischen Landeskirche Menschenleben. Die Entscheidung der neuen US-Administration, alle Auslandshilfszahlungen für 90 Tage einzufrieren und USAID dauerhaft abzuwickeln, habe gravierende humanitäre Folgen, teilte die Landeskirche am Mittwoch mit und warnte vor einer "Katastrophe mit Ansage". Die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt, war mit ihrem Leitungsteam zu Besuch im Landeskirchenamt. Dort sprach sie unter anderem mit Landesbischof Christian Kopp über die Auswirkungen eines möglichen USAID-Stopps für Millionen bedürftiger Menschen weltweit.

Die Landeskirche und der Lutherische Weltbund riefen die internationale Gemeinschaft auf, dringend Alternativen zur weggefallenen US-Hilfe zu finden. In Kenia etwa seien 207 Millionen US-Dollar - 59 Prozent des vorgesehenen Budgets für das laufende Jahr - eingefroren, teilte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern weiter mit. Das Geld sei für den Lebensunterhalt und die Gesundheitsversorgung notleidender Menschen eingeplant gewesen. Auch Uganda sei stark betroffen. Die Kürzung von 710 Millionen US-Dollar habe dazu geführt, dass sich der Anteil unterernährter Familien von elf auf 21 Prozent fast verdoppelt habe, die Kinderarmut sei auf 69 Prozent gestiegen.

Der Lutherische Weltbund ist in beiden Ländern in Hilfsprojekten aktiv, etwa in der Hilfe für Geflüchtete. Die bayerische Landeskirche wolle daher die Notlage mit einem Zuschuss von 115.000 Euro überbrücken. Tansania, wo die größte Partnerkirche der bayerischen Landeskirche beheimatet ist, stehe vor einer Gesundheitskrise. Durch den Wegfall der US-Hilfen sei die Versorgung von HIV-Infizierten mit kostenlosen, lebenswichtigen Medikamenten gefährdet. "Menschen werden jetzt sterben", warnte Paul Mmbando, Direktor der medizinischen Abteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania. Die benötigten 300 Millionen Euro pro Jahr könne das Land kaum selbst aufbringen. Die abrupte Entscheidung der USA gefährde damit das Leben Hunderttausender.

US-Präsident Donald Trump hatte am ersten Tag seiner Amtszeit im Januar mehrere Dekrete erlassen. Eines davon betraf auch die unabhängige Behörde für Entwicklungszusammenarbeit, USAID. Die Hilfsgelder sollten für 90 Tage eingefroren werden, in dieser Zeit soll die Effizienz der Behörde überprüft werden. Ein Großteil der Mitarbeitenden soll entlassen werden, die übrigen Beschäftigten sollen dem US-Außenministerium unterstellt werden.

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