München (epd). Schutz vor Gewalt und ein flächendeckendes Hilfesystem für Mädchen und Frauen in Flüchtlingsunterkünften fordern die bayerischen Landtags-Grünen. "Gewalt- und Flüchtlingsschutz müssen Vorrang gegenüber Abschreckung und Isolation haben", sagte deren flüchtlingspolitische Sprecherin, Gülseren Demirel, in einer Mitteilung am Mittwoch.

Laut Kriminalstatistik habe es im Jahr 2021 rund 1.000 gemeldete Übergriffe auf Mädchen und Frauen in bayerischen Flüchtlingsunterkünften gegeben. Angesichts der aktuell vollen Unterkünfte müsse die Staatsregierung endlich handeln. Bei einer Sachverständigen-Anhörung im Landtagsausschuss für Integration sollen am Donnerstag (24.11.) Experten und Expertinnen aus Justiz, Medizin und Diakonie zum Thema sprechen.

In den meisten Fällen habe es sich bei den Übergriffen um Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wie Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und sexueller Missbrauch gehandelt, hieß es weiter. Hilfsprojekte, soziale Organisationen und das Münchner Aktionsbündnis für geflüchtete Frauen meldeten außerdem seit langem, "dass die Dunkelziffer der Übergriffe in bayerischen Flüchtlingsunterkünften sehr viel höher ist als die offiziellen Zahlen", betonte Demirel.

Wegen des hohen Anteils geflüchteter Frauen und Kindern aus der Ukraine und wegen der steigenden Zahlen geflüchteter Menschen aus anderen Ländern fordern die Landtags-Grünen "mehr Schutzmaßnahmen, für alle zugängliche Gewaltschutzstellen und unabhängige Ombudspersonen" in den Einrichtungen. Von Gewalt bedrohte Mädchen und Frauen bräuchten ein flächendeckendes Hilfesystem, "unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status, ihrem Herkunftsland, ihrer Sprache oder wo sie leben", sagte Demirel.