München (epd). Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf hat die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern für die gleiche Arbeit als inakzeptabel kritisiert. "Das ist einfach ungerecht", sagte Scharf am Donnerstag mit Blick auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zur Lohnungleichheit, dem sogenannten Gender Pay Gap. "Es muss gelten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - unabhängig vom Geschlecht", betonte Scharf. Laut der Statistik betrug der bereinigte Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern 2024 sechs Prozent.
Die bayerische Arbeits- und Sozialministerin Scharf betonte, Care-Arbeit müsse so organisiert werden, dass sie zu den Lebensrealitäten der Menschen passe. Kinderbetreuung, häusliche Pflege und Hausarbeit, die durch Männer erledigt werde, müsse genauso selbstverständlich sein, "wie eine Frau im Vorstand", sagte die Politikerin: "Alte Rollenbilder und Klischees dürfen nicht entscheidend sein." Frauen und Männern müssten jeweils ihre Berufe ausüben können und dies zugleich "mit der Familien- und Sorgearbeit vereinbaren können", erläuterte die Ministerin.
Laut Statistischem Bundesamt habe sich der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern 2024 verringert. Frauen verdienten vergangenes Jahr pro Stunde im Schnitt 16 Prozent weniger als Männer, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung wies allerdings darauf hin, dass der bereinigte Gender Pay Gap unverändert geblieben sei. Die Stiftung, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderten mehr Fairness bei der Bezahlung.
Der Rückgang des unbereinigten Gender Pay Gaps ist nach Angaben des Bundesamts der stärkste seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Die Statistiker erklären diesen Rückgang vor allem mit einem stärkeren Anstieg der Bruttomonatsverdienste von Frauen. Frauen arbeiteten inzwischen verstärkt in besser bezahlten Berufen und Branchen. 2024 stiegen die Bruttomonatsverdienste der Frauen gegenüber 2023 um rund acht Prozent auf 2.851 Euro. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Männern stieg um rund fünf Prozent auf 4.078 Euro.
Die Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch, erklärte, der bereinigte Gender Pay Gap liege unverändert bei 6 Prozent. Das zeige, dass Frauen oft immer noch schlechter bezahlt würden als Männer, auch wenn sie vergleichbare Arbeit verrichteten.
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