Augsburg (epd). Von einer Religion der mächtigen Elite zu einer Religion des einfachen Volkes: Der Augsburger Historiker Martin Kaufhold hat in einem neuen Forschungsprojekt den Wandel des Christentums während des Mittelalters nachgezeichnet. Im frühen Mittelalter (etwa 500-1100) habe das Christentum noch als Religion der Sieger - also der Könige und Krieger - gegolten, sagte Kaufhold laut Mitteilung der Universität Augsburg vom Donnerstag. Im Fokus stand das Alte Testament - mit dem Bild eines strafenden Gottes.

Im ausgehenden Mittelalter des 14. und 15. Jahrhunderts habe sich die Aufmerksamkeit in Europa auf den gekreuzigten Jesus von Nazareth im Neuen Testament verschoben, sagte Kaufhold weiter. Damit sei das Christentum zu einer Religion für sehr viele - auch einfache - Menschen geworden. Denn ein leidender Gott sei für sie erreichbar geworden.

Sein Projekt habe Kaufhold an den Glaubensüberzeugungen und der Lebenswelt der Menschen im Mittelalter ausgerichtet - und nicht an kirchengeschichtlichen Ereignissen. Für die Studierenden seien Kirche und Geschichte der Christenheit zunehmend "fremdes Terrain", sagte Kaufhold. Und die Kirche sehe diese tausendjährige Zeitspanne vor allem aus päpstlicher Perspektive.

Kaufhold geht auch auf Gewalt im Namen des Glaubens ein, auf die Verfolgung Andersgläubiger, die Geschichte des Armutsideals, die Rolle der Frau und die Welt der Magie. Seine Forschungsergebnisse hat Kaufhold, der Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte ist, in einem kürzlich erschienenen Buch mit dem Titel "Die abendländische Christenheit im Mittelalter" zusammengefasst.

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