München (epd). Der Direktor der Stiftung bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, hat an die Deportation von Münchner Sinti und Roma am 13. März 1943 erinnert. "Diese Deportation markiert einen der dunkelsten Momente in der Geschichte Münchens", sagte der Stiftungsdirektor in einer Mitteilung vom Mittwoch. Mit einem Gedenkakt erinnert die Landeshauptstadt am Donnerstag (13. März) an die Verschleppung von 141 Sinti und Roma in das NS-Vernichtungslager Auschwitz vor 82 Jahren. Geplant sind eine Namenslesung sowie ein Gedenkakt mit Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Kardinal Reinhard Marx und dem Münchner Polizeipräsidenten Thomas Hampel.

Das Gedenken an den Völkermord an den Sinti und Roma sei von großer Bedeutung, betonte Freller. Lange Zeit sei ihr Leid in der deutschen Gesellschaft "marginalisiert oder gänzlich ausgegrenzt" worden. "Erst durch jahrzehntelange Bemühungen Betroffener und ihrer Verbände konnte eine angemessene Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus erreicht werden", so der Stiftungsdirektor. Er dankte Romani Rose sowie Erich Schneeberger, Vorsitzender des bayerischen Landesverbands Deutscher Sinti und Roma "für ihre ausdauernde Arbeit".

Freller erinnerte auch an den Hungerstreik der Sinti und Roma auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau am 4. April 1980. Dabei hatten elf Sinti, unter ihnen KZ-Überlebende, "auf den Skandal aufmerksam gemacht, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Verfolgung während der NS-Zeit nicht als Völkermord anerkennen wollte und sie noch immer unter gesellschaftlicher Ausgrenzung und Vorurteilen litten", so der CSU-Politiker. Während des Hungerstreiks habe die evangelische Versöhnungskirche den Streikenden ein Quartier geboten.

Am 13. März 1943 hatte die Münchner Polizei die Deportation von 141 Sinti und Roma aus München und Umgebung veranlasst. Dabei wurden den Angaben zufolge ganze Familien ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. "Bis heute ist die Zahl der ermordeten Frauen, Männer und Kinder nicht exakt zu bestimmen", heißt es in der Einladung der Landeshauptstadt. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gehe von insgesamt etwa 500.000 Menschen der ethnischen Minderheit aus, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Auch nach Kriegsende habe sich die Diskriminierung und Kriminalisierung der wenigen Überlebenden in Behörden, Schulen und Institutionen fortgesetzt. Noch heute sähen sich Angehörige der Minderheit mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert.

Der Gedenktag wird jedes Jahr am 13. März von der Arbeitsgruppe "Gedenken an die aus München deportierten Sinti und Roma" organisiert. Zu ihr gehören städtische, staatliche und kirchliche Institutionen sowie gesellschaftliche Initiativen. In diesem Jahr werden die Namen der Verschleppten und Ermordeten am Nachmittag auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus verlesen und anschließend an die Fassade des NS-Dokumentationszentrums projiziert. Bei der Abendveranstaltung in der Karmeliterkirche sprechen Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Kardinal Reinhard Marx und der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel Grußworte. Am Montag (17. März) lädt die Erinnerungswerkstatt zu einem Vortrag "Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma. Zwischen Ausgrenzung, Verfolgung und Gleichgültigkeit" in die evangelische Stadtakademie München ein.

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