München (epd). Der Netzexperte Markus Beckedahl (Berlin) fordert eine grundlegende Neuausrichtung von sozialen Medien. Die Plattformen seien im Moment "privatisierte Öffentlichkeiten", die in der Hand von wenigen Personen lägen, sagte der Chefredakteur des Blogs "Netzpolitik.org" dem Radiosender Bayern 2 (Mittwoch). "Ich glaube, wir müssen dahin kommen, dass wir öffentlich-rechtliche, dass wir gemeinwohlorientierte Infrastrukturen nutzen können, die nicht in der Hand einzelner Personen sind."
Soziale Medien in ihrer jetzigen Form seien eine "Gefahr für die Demokratie", denn sie arbeiteten sehr intransparent, sagte Beckedahl weiter. "Regeln können über Nacht geändert werden, wie wir es im Fall von Meta, also WhatsApp, Facebook, Instagram, bei Mark Zuckerberg gesehen haben. Und wie wir es immer wieder bei Elon Musk und der Plattform X, dem früheren Twitter, sehen." Zuckerberg hatte Anfang Januar angekündigt, die Zusammenarbeit mit externen Faktenprüfern - zunächst in den USA - zu beenden.
Die Europäische Union als größte westliche Wirtschaftsunion müsse selbstbewusster gegenüber den Plattformen auftreten, forderte Beckedahl. "Wenn wir Regeln definieren für diesen größten Markt außerhalb von China, dann müssen sich in der Theorie eigentlich alle dran halten." Die EU, inklusive Deutschland, sei im Moment aber sehr ängstlich, konsequent gegen die US-Tech-Riesen vorzugehen, weil man befürchte, dass US-Präsident Donald Trump mit höheren Zöllen für die europäische Autoindustrie antworte.
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