München (epd). Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) begrüßt, bei der Organspende die Widerspruchsregelung einführen zu wollen. Die Widerspruchslösung biete "die Chance, dass mehr Organe gespendet werden und dadurch mehr Menschen ein lebensrettendes Spenderorgan bekommen", sagte Holetschek am Montag in München.

Deutschlandweit ist die Zahl der Organspender nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 2022 leicht zurückgegangen - auf 869 Spender im Vergleich zu 933 im Jahr 2021. Die Zahl der Organe, die an die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant für eine Transplantation gemeldet wurden, ging um 8,4 Prozent zurück. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte als Reaktion auf die Zahlen am Montag angekündigt, einen neuen Anlauf für eine Widerspruchsregelung starten zu wollen.

Hierbei wäre prinzipiell jeder Mensch möglicher Organspender, wenn er der Organspende nicht ausdrücklich widersprochen hat. Aktuell ist nur derjenige potentieller Spender, der zu Lebzeiten selbst zugestimmt hat oder dessen Angehörige nach dem Tod zustimmen. Dass die Einführung einer Widerspruchslösung im Jahr 2020 durch den Bundestag abgelehnt worden war, sei für die Menschen auf den Wartelisten und deren Angehörige eine Enttäuschung gewesen, sagte Holetschek.

Nach Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stehe die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der Organspende zwar grundsätzlich positiv gegenüber, nur 44 Prozent hätten jedoch auch einen Organspende-Ausweis oder eine Patientenverfügung, die sich mit der Organspende befasst, hieß es in der Mitteilung. Dies zeige, dass sich aktuell zu wenige Menschen zu Lebzeiten mit dieser wichtigen Entscheidung auseinandersetzten, sagte der bayerische Gesundheitsminister. Wer zu Lebzeiten selbst für Klarheit sorge, nehme außerdem seinen Angehörigen die Last einer Entscheidung in schweren Stunden.

Die Zahl der Organspender in Bayern ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht angestiegen. 128 Menschen haben im vergangenen Jahr nach ihrem Tod Organe gespendet, teilte das bayerische Gesundheitsministerium mit. 2021 waren es nur 110 Menschen; 2019, im Jahr vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl mit 136 Spendern allerdings höher. Holetschek begrüßte den leichten Anstieg in Bayern, betonte jedoch, dass immer noch etwa 1.100 Menschen im Freistaat auf ein lebenswichtiges Spenderorgan warteten.

Um noch mehr Menschen auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen, hatte das bayerische Gesundheitsministerium im vergangenen Sommer die Social-Media-Kampagne "Du Entscheidest! Organspende? Deine Wahl." gestartet. Nach Angaben des Ministeriums konnten damit bisher 1,7 Millionen Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer in Bayern erreicht werden. Die Videos seien auf Facebook, Instagram und YouTube über 950.000 Mal aufgerufen worden.