Nürnberg (epd). Die Pflege in Deutschland ist selbst zum Pflegefall geworden. Der bayerische Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek (CSU) hat daher bei einer Podiumsdiskussion während der Messe ConSozial in Nürnberg am Mittwoch eine "Revolution in der Pflege" gefordert. Das bürokratische System sei viel zu komplex geworden, sagte der Minister. "Wir ersticken in Regulierungen und können dahinter den einzelnen Menschen nicht mehr erkennen."

Bei dem Podiumsgespräch "Zukunft der Pflege - Pflege der Zukunft" wurde deutlich, in der Branche ist Personal knapp, Einrichtungen und ambulante Pflegedienste leiden an den hohen Energiekosten. Zusätzlich ist etwa der neue Ausbildungsjahrgang in Bayern um 1.000 angehende Pfleger geringer ausgefallen.

In Bayern übernehmen nach Holetscheks Worten die Angehörigen die größte Last der Pflege. Rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen würden in den eigenen vier Wänden von Familienmitgliedern versorgt. Es müsse für die Angehörigen im Freistaat bürokratisch einfacher werden, zur eigenen Entlastung eine Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen, sagte der Minister. Die berufliche Pflege würdigte Holetschek als "essenziell, von Geburt bis zum Hospiz". Staat und Gesellschaft müssten sich aber der Frage stellen, was diese soziale Arbeit wert sei.

Annemarie Fajardo, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats, ergänzte: "Wie bei Feuerwehr oder Polizei darf man die Vorsorge nicht dem Zufall überlassen." Die gelernte Altenpflegerin warb angesichts der großen Nähe zu Pflegebedürftigen für mehr Rechte in der Betreuung. Auch hier hätten im Paragrafendschungel letztlich die Ärzte das letzte Wort.