Eichstätt, Berlin (epd). Initiativen zur Erinnerung an antisemitische und rassistische Gewalt will ein Forschungsprojekt untersuchen. Im Mittelpunkt des Projektes "EZRA" (Erinnerung, Zivilgesellschaft, Rassismus, Antisemitismus) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Freien Universität Berlin (FU) stehe, welche Bedeutung zivilgesellschaftliche Initiativen für die öffentliche Erinnerungskultur in Deutschland haben, teilte die KU am Donnerstag mit.

Die Forschung zur Erinnerungspolitik habe in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Lokale zivilgesellschaftliche Initiativen, die an Verbrechen des Nationalsozialismus, Folgen des Kolonialismus oder an rassistische und antisemitische Gewalttaten der Gegenwart erinnern, würden bisher allerdings wenig Aufmerksamkeit bekommen. Sie hätten aber die Gedenkpraxis in den vergangenen Jahrzehnten erheblich mitgeprägt, sagte Karin Scherschel, Leiterin des Zentrums Flucht und Migration an der KU. Die Initiativen hätten auch "eine zentrale Bedeutung für die Bekämpfung antidemokratischer und menschenfeindlicher Ideologien."

Die Forschenden wollen ihre Ergebnisse im Laufe des vierjährigen Projekts auch didaktisch aufbereiten und für die politische Bildung zur Verfügung stellen. Mitwirken werden unter anderem die Bildungsstätte Anne Frank, die Arbeitsgemeinschaft deutscher Bildungsstätten oder die Stiftung für die internationalen Wochen gegen den Rassismus. In einem ersten Schritt werden die Forscherinnen und Forscher deutschlandweit 20 zivilgesellschaftliche Initiativen empirisch untersuchen. Man wolle ihre Ziele herausfinden, aber auch wie sie mit öffentlichen Kontroversen umgehen, heißt es in der Mitteilung.

Die Untersuchung der Initiativen übernehmen überwiegend Forschende des Zentrums Flucht und Migration (ZFM) an der KU, die anschließende didaktische Aufbereitung der Lehrstuhl für Politikdidaktik und Politische Bildung der FU, hieß es. Das Vorhaben werde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit über 900.000 Euro gefördert.