Nürnberg (epd). Manche Dinge im Alter nicht mehr alleine zu schaffen, ist nach Ansicht der Psychologin und Gerontologin Christine Brendebach von der Evangelischen Hochschule Nürnberg eine schwierige Aufgabe für die eigene Persönlichkeit. "Autonomie ist der Leitstern des Lebens. Und wenn die irgendwann erzwungenermaßen eingeschränkt wird, ist das tatsächlich die größte Herausforderung", sagte Brendebach im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Was helfen könne, sei, einen Blick zurückzuwerfen auf das Erreichte und Erlebte. Auch eine religiöse Orientierung, über das eigene Menschsein hinaus, gebe Kraft, sagt Brendebach: "Gerade die christliche Botschaft enthält da sehr viel Trost."
Um sich auf das Älterwerden vorzubereiten, sei es sehr wichtig, sich über die Jahre ein gutes soziales Netz aus Familie und Freunden aufzubauen. "Das ist eine wertvolle Ressource und sehr stabilisierend." Brendebach rät, sich schon möglichst früh mit den eigenen Kindern darüber auszutauschen, was man sich im Alter wünscht. Die Erfahrung zeige aber, dass sich die meisten Menschen noch nicht mit dem Thema Pflege beschäftigen wollten, solange es noch nicht akut sei. Es könne jedoch auch erleichternd sein, diese Themen anzusprechen.
Kinder und Eltern sollten einen ehrlichen Blick auf die gemeinsame Beziehung werfen, sagt die Psychologin. Für die Kinder sei es auch wichtig, die eigenen Grenzen im Blick zu haben und dann innerhalb dieses Rahmens eine möglichst gute Gestaltung der Situation zu finden, etwa mit ambulanter oder teilstationärer Unterstützung. Auch die Nachbarschaft sei viel besser als ihr Ruf und eine große Ressource, betont Brendebach. So könne die Nachbarin mal ein Rezept von der Apotheke abholen oder am Nachmittag auf einen Kaffee vorbeikommen. Vielen Menschen falle es jedoch leichter, Hilfe anzubieten, als sie selbst in Anspruch zu nehmen. Dies könne man jedoch schon früh im Leben üben: "Ich darf auch um Hilfe bitten und mein Wert ist nicht davon abhängig, wie viel Hilfe ich brauche."
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