Nürnberg (epd). Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Jo-Achim Hamburger, freut sich über das "großartige Engagement" von Schülerinnen und Schüler des Johannes-Scharrer-Gymnasiums anlässlich des bevorstehenden Holocaust-Gedenktages. Coronabedingt kann die zentrale Gedenkfeier am 27. Januar nicht stattfinden, deshalb stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Beiträge unter der Überschrift "Wir tun unseren Mund auf" bei einem Pressegespräch am Dienstag in der Reformationsgedächtniskirche vor. Der evangelische Dekan Jonas Schiller betonte, wie wichtig das Einbeziehen junger Leute in das Gedenken sei, und zog eine Parallele zur Bibelstelle "Tue deinen Mund auf für die Stummen".

Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Rahmen des Unterrichts damit beschäftigt, wie die Anfänge des Holocausts vor allem von jüdischen Jugendlichen in Nürnberg erlebt wurden. Dafür haben sie Zitate von Zeitzeugen recherchiert und bei der Ersatz-Vorführung vorgetragen. Gemeinsam zündeten sie Kerzen an als Versprechen, dass die jungen Menschen in Nürnberg Verantwortung dafür übernehmen wollen, "dass so etwas nicht mehr passiert", so ein Schüler. Im Rahmen der Präsentation sprach Jo-Achim Hamburger eine Einladung an die Jugendlichen aus, die Israelitische Kultusgemeinde zu besuchen und mehr über das Judentum zu erfahren, denn "wir haben mehr gemeinsam als Sie denken." Hamburger erklärte, dass die Wahrscheinlichkeit in Deutschland einem Juden zu begegnen, geringer sei als "ein Vierer im Lotto". Deutschlandweit gebe es etwa 150.000 Menschen jüdischen Glaubens.

Der Holocaustgedenktag am 27. Januar erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Weltweit wird der ermordeten Juden, Sinti und Roma, der kranken und behinderten Menschen, der Homosexuellen und all derer, denen ihr Recht auf Leben abgesprochen wurde, gedacht. In Nürnberg werden an diesem Tag Jo-Achim Hamburger und Oberbürgermeister Marcus König gemeinsam einen Kranz am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge am Hans-Sachs-Platz niederlegen.