Hilpoltstein (epd). Mit durchschnittlich etwa 28 Vögeln beobachteten die Teilnehmenden der "Stunde der Gartenvögel" in ihren Gärten dieses Jahr so wenige Vögel wie noch nie seit Beginn der Aktion im Jahr 2006. Mehr als 11.900 Naturfreundinnen und Naturfreunde in ganz Bayern haben vom 12. bis zum 14. Mai für das bürgerwissenschaftliche Projekt Vögel gezählt, teilte der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) am Freitag mit. Im Rahmen der großen Mitmachaktion meldeten sie über 258.000 Vögel aus etwa 9.000 Gärten, Balkonen und Parks.

In diesem Jahr wurden bei der Stunde der Gartenvögel laut Mitteilung acht Vögel pro Zählort weniger als noch vor zehn Jahren gemeldet. Es stelle sich die Frage, ob sich die wissenschaftlich belegte, drastische Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern nun bei Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetze. Die Gründe dafür können laut LBV vielfältig sein: "Ökologisch wertvolle Lebensräume im Übergangsbereich zwischen Siedlung und Kulturland werden zunehmend bebaut. Dort verschwinden Vogelarten wie Wendehals, Gartenrotschwanz und Grauschnäpper. Einst häufige Arten, wie Haussperling oder Mehlschwalbe, finden an glatten Hausfassaden zu wenig Nistmöglichkeiten", sagte die Biologin Angelika Nelson.

Im Siedlungsraum gingen naturnahe, unversiegelte Grünflächen mit alten Baumbeständen und Hecken verloren. Das Nahrungsangebot, vor allem an Insekten, werde knapp für Bachstelze, Bluthänfling und Gartengrasmücke. Hinzu komme die Klimakrise, deren konkrete Auswirkungen noch nicht absehbar sind.

Um dem vermeintlich negativen Trend und Wandel im Siedlungsraum entgegenzuwirken, könne jeder etwas beitragen, so der LBV. Von strukturreichen Gärten mit samentragenden Wildblumen, Beerensträuchern, Hecken und Totholz profitierten viele Arten, so auch zum Beispiel der Stieglitz. Ihn beobachteten die Teilnehmenden in diesem Jahr in 16 Prozent der Gärten und damit weitaus häufiger als im vergangenen Jahr.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden