München (epd). Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag hat eine schriftliche Anfrage an die Staatsregierung gestellt zur Rolle eines V-Mannes des Verfassungsschutzes beim Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke 1980 in Erlangen. Der jüdische Rabbiner und seine Partnerin waren aus antisemitischen Motiven von einem Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann erschossen worden. Aus einem bisher geheim gehaltenen Dokument des Bayerischen Verfassungsschutzes, über das Anfang August die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet hatte, soll nun hervorgehen, dass der Verfassungsschutz den V-Mann Franz L. im direkten Umfeld der Tatvorbereitungen hatte und so womöglich über die Mordpläne unterrichtet war, teilte die SPD-Fraktion am Montag in München mit.
"Die neuesten Erkenntnisse um den V-Mann, Franz L., und dessen Quellenbericht werfen einige sehr erhebliche Fragen über die Rolle des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit den Mordvorbereitungen auf", sagte Alexandra Hiersemann, Abgeordnete der SPD-Landtagsfraktion für Erlangen und Erlangen-Höchstadt. So stelle sich insbesondere die Frage, ob und wenn ja, welche Maßnahmen damals nach dem besagten Quellenbericht vom Verfassungsschutz ergriffen wurden. Diese und weitere Fragen hat die SPD-Fraktion nun an die Bayerische Staatsregierung gerichtet.
Es stehe der Verdacht im Raum, dass damals nur deshalb nichts unternommen wurde, um die Quelle zu schützen, sagte Florian Ritter, Sprecher im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus der SPD-Landtagsfraktion. "Eine Aufklärung ist hier ganz zwingend geboten." Morde verjährten nicht, ergänzte der rechtspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Horst Arnold. Eine juristische Aufklärung sei immer noch möglich. Das sei das Mindeste, was man für die Opfer noch tun könne.
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