Nürnberg (epd). Der 28. Mai ist seit dem Jahr 2020 der "Internationale Tag der Leichten Sprache". Leichte Sprache dient der Inklusion. Rund zehn Millionen Menschen sind in Deutschland laut Dudenverlag auf Texte in Leichter Sprache angewiesen. Unter ihnen sind Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz, funktionale Analphabeten und Einwanderer mit geringen Deutschkenntnissen.

Seit 2006 arbeiten Büros für Leichte Sprache aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz, Luxemburg und den Niederlanden in einem Netzwerk zusammen. Sie diskutieren Standards für Texte der Leichten Sprache. Das Netzwerk Leichte Sprache hat dazu Regeln aufgestellt: Ein Satz hat sieben Wörter. Jeder Satz hat nur eine Aussage. Fremdwörter sind nicht erlaubt, oder sie müssen erklärt werden. Die Schrift ist zwölf Punkt oder größer. Konjunktiv und Genitiv, Abkürzungen, Jahreszahlen und Redewendungen: Das alles soll man vermeiden.

Es werden einfache Wörter verwendet, die etwas genau beschreiben, also zum Beispiel nicht "öffentlicher Nahverkehr", sondern "Bus und Bahn". Zusammengesetzte Hauptwörter sollen gekoppelt werden: also nicht Arbeitsgruppe, sondern Arbeits-Gruppe. Bildliche Sprache soll vermieden werden, weil viele Menschen die Texte wörtlich nehmen. Also zum Beispiel nicht "Rabeneltern", denn mit Rabeneltern sind meistens nicht die Eltern von Rabenküken gemeint

Weitere Regeln: Hohe Zahlen und Prozentangaben vermeiden: Statt "14.795 Menschen" lieber "viele Menschen", statt "14 Prozent" lieber "einige/wenige". Meistens sind Ziffern leichter zu verstehen als Worte: nicht "fünf Frauen", sondern "5 Frauen".

Sonderzeichen sollten erklärt werden, zum Beispiel: "Ein Paragraf ist ein Teil in einem Gesetz. Das Zeichen für Paragraf ist: §. Jeder Paragraf hat eine Nummer." Das Netzwerk Leichte Sprache fordert, alle Texte und Bilder von Menschen mit Lernschwierigkeiten prüfen lassen. Nur sie könnten wirklich feststellen, ob Betroffene den Text auch verstünden.

Die Rummelsberger Diakonie in Schwarzenbruck bei Nürnberg hat ein Kompetenzzentrum Barrierefreiheit "capito" gegrünet, das sich auch für Leichte Information einsetzt. Capito bietet die Übertragung von Texten in eine leicht verständliche Sprache. Zum Beispiel Arbeitsanweisungen, Präsentationen, Unternehmens-Flyer.