München (epd). Für eine Öffnung und alternative Nutzung von Kirchengebäuden hat die evangelische Stiftung "Weiter-Denken" geworben. Im Gegensatz zu der Zahl der Kirchenmitglieder nehme die Zahl der Kirchen nicht ab. "Da die klassische Nutzung von Kirchen nicht mehr ganz gegeben ist, müssen wir verantwortungsvoll mit dem Raum umgehen und diesen öffnen", sagte Vorstandsvorsitzende Jutta Höcht-Stöhr am Mittwochabend im Rahmen der Veranstaltung "Öffnen statt schließen: Kirchen als öffentliche Räume" in der Auferstehungskirche im Münchner Westend.

Gerade in einer Großstadt wie München herrsche viel Bedarf an Orten, an denen alle Schichten der Gesellschaft zusammenkommen könnten. Deshalb soll beispielsweise die Auferstehungskirche als "Kraftwerk Westend" zu einem kirchlich-diakonisch-kulturellen Zentrum umgebaut werden. Anstelle des Pfarrhauses ist laut Gemeindepfarrer Bernd Berger ein sechsstöckiger Neubau geplant, in den nicht nur die Kirchengemeinde, sondern auch ein Pflegedienst der Diakonie und ein Migrationszentrum mit einziehen soll. Gespräche würden auch mit der Diakonie München und Oberbayern sowie einer Genossenschaft geführt. Schon jetzt werde die Kirche für Ausstellungen und Konzerte, Aktionen der Tafel, als Vesperkirche und weiteres genutzt.

Wie es gelingen kann, die Nutzung von Kirchen zu erweitern, beweisen bundesweite Projekte. So präsentierte Architektin Sonja Beeck vom Berliner Designbüro "chezweitz" das Projekt "Hybride öffentliche Räume", welches in Thüringen umgesetzt wird. Hier bekommen Kirchen seit 2016 unter der Schirmherrschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen und Akteuren vor Ort neue Nutzungskonzepte.

Dazu gehören Mehrfachnutzungen von Kirchen wie die Her(R)bergskirchen im Thüringer Wald, bei denen ein Teil als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste aus aller Welt dient. Weitere Beispiele sind die Bienen-Garten-Kirche in Roldisleben oder das soziokulturelle Zentrum in Apolda. Bei allen Projekten komme es auf die Gemeindemitglieder vor Ort an: "Am Ende sind es immer die Menschen, die ein Projekt tragen", so Beeck.

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt "St. Maria als" aus Stuttgart. Seit 2016 werden verschiedene Ideen umgesetzt. So fungierte die Kirche bereits als Theater, Café, Disco, Turnhalle, Flohmarkt, Kunstausstellung und eben ganz klassisch für Gottesdienste. Auch vor der Kirche entstehen verschiedene Angebote wie zum Beispiel eine Mobilitätsstation mit E-Bikes und Rikschas.

Die Verantwortlichen berichteten von Hürden seitens der Denkmalpflege und von manchen Vorbehalten der Kirche selbst. Dennoch kämpfe man für die Ideen und dafür, die Kirchen als öffentlichen Raum zu erhalten.

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