Neu-Ulm, Ulm (epd). In das Ulmer Münster zieht ein riesenhaftes Gerüst ein. Bis Ostern solle das über 100 Tonnen schwere, 18 Meter breite, 40 Meter hohe und 25 Meter tiefe Alugerüst ins Kirchenschiff eingebaut werden, sagte der Ulmer Dekan Torsten Krannich in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei nötig, um Schäden am Gewölbe der größten protestantischen Kirche in Deutschland zu analysieren und zu beheben. Im Frühjahr 2023 war ein Brocken aus dem Verputz der Decke in die Kirche gestürzt, seitdem sind einzelne Teile des Münsters für Besucher gesperrt.
Die Arbeiten können Krannich zufolge wegen der Dimensionen des Münsters nicht punktuell mit einzelnen Hebebühnen durchgeführt werden. Denn die große Schwankung von Hebebühnen in der nötigen Höhe von 42 Metern verhindere eine - auch kleinteilige - Sanierungsarbeit des Gewölbes. Außerdem würden Hebebühnen durch ihre geringe Fläche einen zu großen Druck auf den häufig unterkellerten Kirchenboden entwickeln, der deshalb einbrechen könnte. Um neben dem Gewölbe und den "Obergaden", den Fenstern hoch oben im Mittelschiff, auch die außen an der Kirche verlaufenden Brüstungen untersuchen und gegebenenfalls sanieren zu können, soll das Großgerüst über die Fenster nach außen verlängert werden. Die aus Sandstein gebauten, eher weichen Fassaden des Münsters sind in besonderer Weise der Witterung und Umweltbelastungen ausgesetzt.
In einem ersten Schritt wird eine genaue Bestandsaufnahme des baulichen Zustands des Gewölbes vorgenommen, um Schadstellen und auch zukünftige bauliche Risikofaktoren zu finden, wie Dekan Krannich erläuterte. In einem zweiten Schritt sollen die Schäden ausgebessert und das Mauerwerk umfassend saniert werden. Erst nach der genauen Begutachtung ließe sich abschätzen, wie lange die Baumaßnahmen dauern und welche Kosten sie verursachen. Es sei davon auszugehen, dass das Münster zum Einbau des gigantischen Gerüsts eine Woche lang komplett geschlossen werden müsse, sagte der Dekan.
Die Sicherheit der Besucher des Münsters sei durch die Baumaßnahmen nicht gefährdet, betonte Krannich. Auch die gewohnten kirchlichen Aktivitäten im Münster würden nicht eingeschränkt, die Gottesdienste könnten unter dem Gerüst stattfinden. Jährlich besuchen rund eine Million Menschen das Münster - zu kirchlichen Veranstaltungen wie Gottesdiensten, Taufen oder Konzerten, hauptsächlich aber als Touristen. Allein für den baulichen Unterhalt des Münsters muss die evangelische Kirche pro Jahr mindestens 2,7 Millionen Euro aufwenden, die Kosten für Sondermaßnahmen wie die anlaufenden Gewölbesanierungen kommen noch hinzu.
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