München (epd). SPD und Grüne haben die bayerische Staatsregierung aufgefordert, durch mehr Geld und mehr Personal für Schulen ein gerechteres Bildungssystem im Freistaat zu schaffen. Schulen in benachteiligten Stadtteilen und Regionen sollten nicht nur mit dem Startchancenprogramm des Bundes, sondern auch mit bayerischem Geld unterstützt werden, sagte die bildungspolitische Sprecherin der bayerischen SPD, Simone Strohmayr, laut Mitteilung am Montag. Um Lehrkräfte zu entlasten, müssten im Unterricht verstärkt Hilfslehrkräfte, Schulpsychologen oder Sozialarbeiter eingesetzt werden, forderte die Co-Vorsitzende der Bayern-SPD Ronja Endres. Gute Bildung dürfe nicht vom Geldbeutel oder Abschluss der Eltern abhängen.
Anlass war eine am Montag veröffentlichte Studie des Münchner ifo-Institutes, die ergeben hatte, dass sich in Bayern ein ungünstiger familiärer Hintergrund am stärksten auf die Bildungschancen von Kindern auswirkt. Die Studie hatte die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen (weder ein Elternteil mit Abitur noch oberes Viertel der Haushaltseinkommen) mit der für Kinder aus günstigen Verhältnissen (mindestens ein Elternteil mit Abitur und/oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen) verglichen. Bundesweit ist es demnach weniger als halb so wahrscheinlich, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen (44,6 Prozent). In Bayern liegt dieser Wert nur bei 38,1 Prozent, in Berlin dagegen bei 53,8 Prozent.
Auch die Landtagsgrünen kritisierten ein "Totalversagen der Söder-Regierung in Sachen Chancengerechtigkeit". Die Staatsregierung halte "noch immer an einem Schulsystem fest, das aus dem letzten Jahrtausend stammt", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze. Neben mehr Geld und Personal für Schulen mit vielen benachteiligten Kindern brauche es einen qualitativ hochwertigen und inklusiven Ganztag sowie Modelle für ein längeres gemeinsames Lernen.
Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) forderte die Staatsregierung auf, die Studienergebnisse ernst zu nehmen. Die ifo-Studie besage, dass "Schulsysteme, in denen die Schulkinder erst später auf weiterführende Schularten aufgeteilt werden, systematisch eine höhere Chancengleichheit aufweisen", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Es brauche jetzt "eine mutige Politik, die sich traut neue Wege zu gehen für bessere Bildungschancen in Bayern", sagte Fleischmann.
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