Das evangelische Kriseninterventionszentrum Respiratio auf dem unterfränkischen Schwanberg bei Rödelsee (Kreis Kitzingen) schließt zum 30. Juni 2026. Die bayerische und die württembergische Landeskirche hätten die Finanzierung des Therapiezentrums für Menschen im pastoralen Dienst beendet, wie Einrichtungsleiterin Dagmar Kreitzscheck sagte. Der Standort werde aufgegeben.

Das Haus mit seinen jeweils sechswöchigen Therapiegruppen sei bis zum Ende ausgelastet. Von daher könne sie die Entscheidung nicht nachvollziehen, kritisierte Kreitzscheck. Zudem erlebe sie, dass Depressionen und Burn-out-Fälle bei Menschen im kirchlichen Dienst ähnlich wie in der gesamten Bevölkerung zu- statt abnähmen.

Sie sehe durchaus, dass in den kommenden Jahren rund die Hälfte des kirchlichen Personals in Ruhestand gehe. "Die Boomer-Generation steht vor der Rente, deshalb rechne ich damit, dass der Bedarf an einer Krisenintervention in der Kirche langfristig abnimmt", räumte Kreitzscheck ein. "Aber zum derzeitigen Zeitpunkt halte ich die Schließung des Hauses für eine Fehlentscheidung."

Ihr zufolge nehmen verschiedene Berufsgruppen in der evangelischen Kirchenarbeit das seit 30 Jahren bestehende Therapieangebot wahr, das sich aus therapeutischen Gesprächen, geistlichen Impulsen, Atem- und Körperübungen sowie Sport zusammensetzt. Neben Pfarrern gehörten dazu Kirchenmusiker, Diakone, Religionspädagogen und Menschen in sozialen Diensten der evangelischen Kirche.

Die aus Baden stammende Kreitzscheck soll nach dem Ende von Respiratio nach eigenen Angaben für die Evangelische Landeskirche in Baden ein neues Auszeitenprogramm für deren Mitarbeitende aufbauen. Dabei sollen auch zwei Therapieaufenthalte im Jahr nach dem Vorbild der Respiratio-Aufenthalte integriert werden, sagte Kreitzscheck. Diese würden dann jedoch voraussichtlich in Tagungsstätten stattfinden.

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