Pfarrerin Andrea Nehring erinnert sich: "Bis zur Corona-Pandemie hatten wir immer Chöre. Dann war plötzlich Schluss – wie überall." Doch der Wunsch nach Musik in der Kirche blieb. Nehring selbst ist auch Gesangsschülerin. Ihr Lehrer Joseph Liu ist Student an der Hochschule für Kirchenmusik in Bayreuth und zeigte sich schon beim ersten Gespräch spontan bereit erklärte, die Chorleitung zu übernehmen, wenn es denn zu einer Chorgründung kommen würde.
Für Liu gehört Musik untrennbar in die Kirche. "Nicht nur in der evangelischen oder katholischen Tradition – ohne Musik ist Kirche für mich undenkbar." Diese Überzeugung spiegelt sich in seiner Arbeit wider. Die Herausforderung war jedoch enorm denn die Chormitglieder bringen ganz unterschiedliche musikalische Vorkenntnisse mit. Vom geübten Sänger bis zur Neueinsteigerin ist alles dabei.
"Ich muss die passenden Stücke finden, die weder zu anspruchsvoll noch zu einfach sind", erklärt Joseph Liu "Unser Chor ist noch nicht professionell, aber er entwickelt sich. Wir arbeiten mit drei- bis vierstimmigen Arrangements, die gut machbar sind und schön klingen."
Die musikalische Einheit wird von Probe zu Probe besser
Die Arbeit trägt Früchte – und das nicht nur musikalisch. Schon nach wenigen Proben klingt der Chor harmonisch und überzeugend. Für viele Mitglieder ist der Chor eine wertvolle Auszeit vom Alltag. "Ich habe hier nette Leute kennengelernt, und es ist eine schöne Zeit für mich – ganz für mich selbst, ohne Kinder", erzählt eine Sängerin lachend. Ein anderer ergänzt: "Es ist die Gemeinschaft, die zählt. Zusammen singen, Harmonie erleben – das macht den Reiz aus."
Die Begeisterung der Sängerinnen und Sänger beweist: Musik verbindet. Der neue Chor der Friedenskirche zeigt, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist. Und er beweist auch ein altes Sprichwort: "Wo man singt, da lass dich nieder – böse Menschen haben keine Lieder."
Neben klassischen Kirchenliedern wagt sich der Chor an moderne Stücke, Gospel und sogar weltliche Musik, die spirituelle Botschaften vermittelt. "Es geht nicht nur um Tradition, sondern darum, gemeinsam Freude am Singen zu haben", so der Chorleiter. Gerade diese Vielfalt macht das Singen so spannend. Die Proben beginnen oft mit einfachen Einsingübungen, um die Stimmen aufzuwärmen. Danach geht es ans Feilen der Stücke. "Manchmal ist es ein langer Weg, bis es wirklich gut klingt", lacht Liu, "aber genau das macht es so schön."
Musik verbindet
Nicht nur die Sängerinnen und Sänger profitieren von der neuen musikalischen Gemeinschaft, sondern auch die Gemeinde. Die ersten Auftritte des Chors bei Gottesdiensten fanden großen Anklang.
Doch es geht nicht nur um große Auftritte. Pfarrerin Andrea Nehring legt viel Wert auf die soziale Komponente des Chors. "Es ist schön zu sehen, wie sich hier Menschen treffen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären. Musik verbindet eben." Diese Verbindungen reichen oft über die Proben hinaus. Viele Chormitglieder treffen sich auch privat, um gemeinsam etwas zu unternehmen.
Und so wächst mit jeder Probe nicht nur die musikalische Qualität, sondern auch die Gemeinschaft.
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