Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, beklagt eine aus ihrer Sicht zu sehr auf Gefahren fokussierte Diskussion über Digitalisierung und künstliche Intelligenz. In der Debatte gehe es zu sehr um Risiken, zu wenig um Chancen, sagte Buyx bei der religionspolitischen Jahrestagung der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. Konkret kritisierte sie den Umgang mit Datenschutzregeln.

Digitale Ethik und Datenschutz

Die Datenschutzgrundverordnung erlaube oft mehr als gemeinhin geglaubt werde, sagte die Medizinethikerin. Die Regeln würden aber in Deutschland sehr restriktiv ausgelegt. Dies führe dazu, dass Datenschutz zum Hemmnis für Forschung werde. Es gebe ganze "Friedhöfe" entsprechender Planungen für klinische Studien.

Da, wo Daten gemeinwohlorientiert genutzt werden könnten, gehe es extrem streng zu, sagte sie. Auf der anderen Seite würden Nutzer freiwillig Mengen an Daten an Digitalunternehmen geben. "Die wissen alles von uns", sagte Buyx. Die Ethikrat-Vorsitzende plädierte dafür, bei der Anwendung von Datenschutz zu unterscheiden, ob der Zweck gemeinwohlorientiert oder kommerziell ist. "Wir brauchen Datensicherheit, wir müssen aber auch Daten nutzen", sagte die Professorin.

Digitalisierung in Medien

Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD veranstaltete die Fraktion die religionspolitische Jahrestagung zum Thema Digitalisierung. Der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Fraktion, Lars Castellucci (SPD), sagte, Politik müsse dafür sorgen, dass die Menschen die Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz nicht als Lawine erlebten. Man müsse auf die schlechten Folgen eingehen, die guten aber auch mehren und dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen davon profitierten.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, verwies auf die Folgen der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Digitale Möglichkeiten und Smartphones hätten "elementar" ins Arbeitsleben eingegriffen. Man müsse den Umgang lernen, sich bewusst machen, "wann man das Ding auch mal weglegt". Dies müsse gestaltet werden, "damit wir nicht durch die Digitalisierung gestaltet werden", sagte Jung.

Die Digitalisierung hat nach seiner Beobachtung auch zu einer weiteren Verdichtung der Arbeitszeit geführt. Zeiträume, die früher frei waren wie etwa eine längere Zugfahrt, würden nun etwa für eine Videokonferenz genutzt, sagte Jung, der auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört und zuständig ist für den Bereich der evangelischen Publizistik.

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