Im Klassenzimmer der 6b der Adam-Kraft-Realschule in Nürnberg (AKR) wird gut gelaunt Gemüse gewaschen, geschält und geschnippelt. Die Kinder freuen sich, gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrerinnen kochen zu können.

"Ich kann schon ein paar Rezepte, aber das heute ist noch mal etwas anderes. Deswegen finde ich die Aktion sehr gut", erzählt der 12-jährige Sebastian.

Seine Schule veranstaltet einen Kochabend für Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen mit einer Ernährungsberaterin. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem knusprige Fingermöhren aus dem Ofen und buntes Fächergemüse mit selbst gemachtem Dip.

SchoolFood4Change

Die Veranstaltung findet im Rahmen des europaweiten Projekts "SchoolFood4Change" (SF4C) und in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse statt. Laut eigenen Angaben möchte das Projekt "Schulen zu Orten machen, an denen eine nachhaltige und gesunde Esskultur mit leckerem Angebot etabliert wird". SF4C läuft seit Januar 2022 und ist auf eine Laufzeit von vier Jahren ausgelegt. Rund 3.000 Schulen nehmen europaweit an dem Projekt teil. Nürnberg ist neben Essen eine von zwei deutschen Städten, die mitmachen.

Tipp der Ernährungsberaterin

"Ich koche jeden Abend frisch und gesund mit meinem Mann zusammen", erzählt Ulrike Hannemann, Schulleiterin der AKR. Immer wieder werde ihr jedoch bewusst, dass in einigen Familien nur selten gemeinsam gekocht werde. Obwohl gerade die gesunde Ernährung so wichtig ist, findet Ernährungsberaterin Vera Sonnenleitner.

"Viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte sind auf Übergewicht zurückzuführen", sagt sie.

Mittlerweile wisse man, dass unter anderem Kohlenhydrate und Zucker dafür verantwortlich sind. Deshalb sollen die Kinder schon früh lernen, gesundes Essen zuzubereiten.

wenig Zeitaufwand 

Die Vorbereitungen für das gefächerte Ofengemüse, den Salat und den selbst gemachten Dip gehen schnell: Das Gemüse wird zugeschnitten und mit Öl bestrichen. Die Fingermöhren werden nach dem Schälen in Mehl, anschließend in Ei und zuletzt in Leinsamen und Parmesan gewendet. Während das Gemüse im Ofen brutzelt, wird der Dip vorbereitet. "Wir wollen die Schülerinnen und Schüler für gesunde Ernährung sensibilisieren", sagt Schulleiterin Hannemann.Die Kinder lernen, wie sie einfache Gerichte selber zubereiten können, und dass Gesund auch lecker sein kann. Gleichzeitig stärke es den Zusammenhalt zwischen den Kindern, den Eltern und den zwei Lehrerinnen, die an diesem Abend zusammengekommen sind.

Große Veränderungen

Die Adam-Kraft-Realschule ist eine vollgebundene Ganztagsschule. Die Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse sind jeden Tag bis 16 Uhr in der Schule. Nur freitags ist um 14:30 Uhr Schluss. Klassenweise essen sie mittags gemeinsam in der Mensa. Dort soll es in Zukunft Änderungen am Essensplan geben, sagt Hannemann. Dafür habe sich eine große Gruppe von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie der Hausmeister, Eltern und die Schulleitung in diesem Jahr bereits dreimal getroffen.

Jeder entscheidet mit

Damit die ganze Schule an Veränderungen teilhaben könne, habe es bereits eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern zum Thema Mensa-Essen und Pausenverkauf gegeben. Auf Grundlage dieser Umfrage habe die Mensa begonnen, gesünderes Essen anzubieten. "So möchte sie sich langsam herantasten und gucken, was von den Kindern angenommen wird und was nicht so gerne gegessen wird", sagt Hannemann. Die Linsenbolognese komme aktuell sehr gut an, die Pizza mit Gemüse werde eher stehen gelassen. 
 

„Da picken die Schülerinnen und Schüler das Gemüse runter und essen nur die Pizza mit Käse drauf.“

Ulrike Hannemann

Nachdem die Küchenuhr klingelt und das Gemüse im Ofen fertig ist, helfen alle Kinder beim Tischdecken und Anrichten mit. Gegessen wird gemeinsam im Klassenzimmer. „Es riecht so lecker!“, hört man die Kinder schwärmen. Der Gedanke, dass diese Abende in Zukunft öfter in der Schule stattfinden, kommt bei den Kindern und Eltern sehr gut an.

„Meinetwegen könnten wir öfter hier zusammen kochen“, sagt eine Mutter.

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