Das Foto habe ich aus der Zeitung ausgeschnitten und jetzt hängt es an der Wand neben meinem Schreibtisch. Ich sehe es jeden Tag. Eine Frau mit Pagenschnitt, der rötlich-braune Pony fällt ein bisschen in die Augen. Sie lächelt. Das ganze Gesicht lächelt: die Falten, die Grübchen, die Nase. Ihr Kinn hat sie leicht nach oben gereckt. Eine Siegerin?

Gisèle Pelicot hat den Prozess gegen ihren Mann und weitere 51 Männer gewonnen. Zehn Jahre lang war die mittlerweile 72-jährige von ihrem Ehemann ohne ihr Wissen betäubt und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten worden. Gisèle Pelicot entscheidet, dass der Prozess öffentlich stattfinden soll. Alle sollen die Videoaufnahmen ihres Martyriums sehen können.

"Die Scham muss die Seite wechseln" sagt Pelicot. Nicht sie, nicht die Frauen, die Opfer, müssen sich schämen, sondern die Täter.

Gisèle Pelicot als Vorbild?

Das Foto ist entstanden, als sie nach der Urteilsverkündung in Avignon den Gerichtssaal verlässt. Ich sehe eine starke Frau. Eine schöne und bewundernswerte Frau. Ein Vorbild?

Gisèle Pelicot wurde gefragt, warum sie sich das alles antut. Es ist ja schon kaum vorstellbar, plötzlich von all dem zu erfahren, was der eigene Ehemann einem über Jahre angetan hat – es dann auch noch öffentlich zu machen, es noch einmal durchzumachen. Sie sagt:

"Ich will, dass alle Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, sagen können: Madame Pelicot hat es getan, wir können es auch tun!"

Das Bild der lächelnden Frau, mit den tiefen braunen Augen und dem erhobenen Kinn, löst Respekt in mir aus, Bewunderung, auch sowas wie eine Kraftübertragung. "Madame Pelicot hat es getan, wir können es auch tun!" Sie hat diesen großen und schmerzlichen Schritt an die Öffentlichkeit getan, damit sich was verändert.

Dass die blöden Sprüche aufhören von wegen "selbst schuld" und "sie hat es doch auch gewollt", dass Frauen ihre Abhängigkeiten hinter sich lassen, dass Männer sich solidarisieren, nicht miteinander, sondern mit den Opfern. Die Scham muss die Seite wechseln.

Veränderungshoffnung

"Veränderungshoffnung" - das ist ein Begriff aus der Soziologie, er klingt aber gar nicht so steif und akademisch. Veränderungshoffnung ist ein Wort, das man spürt. Hoffnung, dass sich was dreht, dass endlich was geht. Die will ich in mir tragen, trotz allem, auch wenn die Zeiten schlecht und die Tage trüb sind.

Veränderungshoffnung, dich geb‘ ich nicht mehr her.

Ich habe mich ein bisschen verliebt in den Begriff "Veränderungshoffnung". Je mehr ich ihm nach-denke, desto mehr wird mir klar: genau das fehlt uns gerade! Die Hoffnung, dass sich was verändert, dass sich so richtig was ändert. Das neue Jahr ist erst dreieinhalb Wochen alt, aber die Zuversicht, die so ein Neujahrstag ausströmt, scheint schon wieder verpufft.

Es gibt auch sowas wie eine Veränderungserschöpfung, wenn sich zu viel zu schnell dreht und ändert, wenn ich nicht mehr hinterherkomme und innerlich aufgebe. Und genau das droht im Moment meine Verliebtheit zu killen, diese Veränderungserschöpfung: bitte nicht noch was, nicht noch ein Alpha Mann, ein Trump, Musk, Putin, Netanjahu, Assad, Erdogan.

Ich fühle mich erschöpft und gleichzeitig ist die Stimmung angespannt wie in der größten Mittagshitze. Wie schön wäre eine Pause, Erfrischung, ein gutes Gespräch, neue Energie.

Eine Pause

Sein Weg führte Jesus nach Sychar, einem Ort in Samarien. In seiner Nähe liegt das Grundstück, das Jakob einst seinem Sohn Josef vererbt hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von dem langen Weg und setzte sich an den Brunnen. Es war um die Mittagsstunde.
Da kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: "Gib mir etwas zu trinken." Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Da sagte die Samariterin zu ihm: "Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?" Denn die Juden vermeiden jeden Umgang mit Samaritern.
Jesus antwortete: "Wenn du wüsstest, was für ein Geschenk Gott den Menschen macht und wer dich hier bittet: ‚Gib mir etwas zu trinken!‘ – dann würdest du ihn bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben!"
Die Frau erwiderte: "Herr, du hast nichts, um Wasser zu schöpfen, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn dieses lebendige Wasser? Bist du etwa mehr als unser Stammvater Jakob? Er hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst hat daraus getrunken, ebenso seine Söhne und sein Vieh."
Darauf antwortete Jesus: "Wer von diesem Wasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen. Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben."
Da bat ihn die Frau: "Herr, gib mir dieses Wasser! Dann habe ich nie mehr Durst und muss nicht mehr herkommen, um Wasser zu schöpfen." (Joh 4, 5-19 Basis Bibel)

Begegnung am Brunnen

Am Brunnen trifft man sich, Wasser brauchen alle, Mensch und Vieh, am Brunnen werden die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht, was sich so tut im Dorf und wer mit wem. Die Begegnung am Jakobsbrunnen zwischen Jesus und der Samariterin ist auch eine Begegnung zwischen Mann und Frau. Wasserholen ist Frauensache, jeden Tag die schweren Eimer, auch in der Mittagshitze: die Kinder brauchen was, der Mann, die Ziege, die Wäsche muss gewaschen werden.

Und heute sitzt da auch noch einer am Brunnen, was wenn der sie anspricht?! Ich stelle mir das kaum anders vor als Heute: wenn eine Frau allein wo hinkommt, wo Männer sind, dann hört man schon mal Sätze wie "Na, so alleine hier?!" Ich kenne das, ich denke, viele Frauen kennen das.

Auch das Begutachtet werden, von oben bis unten. "Wie sieht sie aus? Was hat sie an?" Es gibt in jeder Stadt Ecken, Straßen, Kneipen, wo man sich als Frau nicht allein hin traut oder zumindest ein mulmiges Gefühl hat. Nicht nur nachts, auch am helllichten Tag.

Die Samariterin

Die Frau am Brunnen, die Samariterin war fünfmal verheiratet, lebt wohl momentan mit einem Mann zusammen, wörtlich sagt sie: "Ich habe keinen Mann" auf die Frage von Jesus nach ihren Lebensumständen. Das Gespräch der beiden geht nämlich noch weiter, es ist länger als das, was wir eben gerade gehört haben. Jesus will einfach wissen, wie sie lebt und sie antwortet wahrheitsgemäß. Daraus ist im Lauf der Zeit und der Interpretation das Bild einer haltlosen Frau gemacht worden, die von ihren sexuellen Begierden geleitet ist.

Auf alten Gemälden trägt sie tief dekolletierte rote Gewänder, sie ist eine Verführerin, die in körperlicher Nähe und in wechselnden Liebesbeziehungen vergeblich nach Sinn sucht. In dieser Sichtweise ist Jesus dann derjenige, der die Frau "überführt" und ihren "Lebenswandel" aufdeckt. Das ist ein patriarchaler Blick, der an dem Gespräch und der Lebensrealität der Frau vorbeisieht. Die Ehe war für Frauen damals nicht nur soziale Norm, sondern auch wirtschaftliche Notwendigkeit, weil es ihnen kaum möglich war, selbst für ihren Unterhalt zu sorgen. Anscheinend war die Samariterin gezwungen, ein nichteheliches Arbeits- und Sexualverhältnis mit einem Mann einzugehen, ohne durch eine Ehe abgesichert zu sein.

Gleichberechtigung in Deutschland

Auch wenn heute vieles besser ist für Frauen, zumindest in Deutschland, sind es doch immer noch Frauen, die die meiste Care Arbeit machen, für die Kinder, die alten Eltern und Schwiegereltern sorgen, die den Haushalt schmeißen, die gemeinsame Zeit planen. Darüber gibt es Zahlen, Erhebungen. Ich wundere mich, wenn Männer in meinem Freundeskreis sich bei einem Gespräch darüber angegriffen fühlen und feministische Ansätze mindestens als nervig empfinden.

Wir alle leben immer noch in patriarchalen Strukturen, die uns alle kleinhalten: Frauen, Männer, Queere, behinderte Menschen, Migrantinnen. Und die Rollen sind zementiert. Können wir uns nicht über Geschlechtergrenzen hinweg in die Veränderungshoffnung verlieben?!

Am Brunnen bei Sychar spricht Jesus die Samariterin an, er bittet sie: "Gib mir etwas zu trinken." Er ist müde und erschöpft. Die Veränderungshoffnung, die er unters Volk bringt, stößt nicht überall auf offene Ohren, sie weckt auch Ängste: hier will uns einer die gute alte Ordnung wegnehmen. Nee, nee! Es soll bitte alles so bleiben, wie es ist.

Juden und Samariter

Die Frau ist erstaunt. Gar nicht so sehr, dass ein Mann sie anspricht, sondern dass ein jüdischer Mann sie anspricht. Juden und Samariter vermeiden den Umgang miteinander, wörtlich steht da: "wir benutzen nicht die gleichen Gefäße." Diese Trennung, die verschiedenen religiösen Wege haben eine lange Geschichte: Samariter galten Menschen aus Judäa als ‚halbe Heiden‘ und als unrein.

Die Frau benennt diese ethnisch-religiöse Distanz sofort und Jesus ist sie natürlich auch bewusst. Bis heute leben Samariter im Norden Israels, in den palästinensischen Autonomiegebieten in der Nähe der Stadt Nablus, wo auch diese Begegnung am Jakobsbrunnen spielt. Dort leben auch Palästinenser, Christen und jüdische Siedler. Innerhalb eines Volkes, eines Landes verändern sich fest geglaubte religiöse Fundamente, überall.

Allein im Umkreis meiner Wohnung in der Nürnberger Südstadt finden sich neben christlichen Kirchen mehrere Moscheen, ein Hindutempel, eine orthodoxe Synagoge, abgesehen davon, dass Menschen Sinn für sich im Privaten, in Freundschaften oder der Natur suchen. Ich lebe gerne hier auch, weil meine Veränderungshoffnung mich neugierig hält, sie lässt mich in die syrische Metzgerei gehen, den kurdischen Tabakhändler nach seiner Heimat fragen, sie lässt mir die Lebensgeschichte der Frau aus Kasachstan nahe gehen. Sie alle sind ganz anders als die Bilder in meinem Kopf.

Ein Jude will von einer Samariterin Wasser nehmen, ein Mann will eine Frau bewirten. Die Frau fragt klug und interessiert, sie trifft die wunden Punkte und durch die Fragen und Antworten ihres Gegenübers kommt sie sich selbst auf die Spur: Wie kann sich was ändern? Muss ich so weitermachen? Was brauche ich wirklich zum Leben?

Would you change?

Jesus lässt sich auf dieses Gespräch ein, er ist nicht herablassend ihren Lebensumständen gegenüber, er nimmt sie ernst, er schenkt ihr Veränderungshoffnung. Die beiden reden nicht aneinander vorbei, sie reden aufeinander zu. Die Frau ganz handfest, am Leben und ihren Erfahrungen orientiert, ergreift immer wieder die Initiative. Jesus spricht vom lebendigen Wasser, das er schenkt, das den seelischen Durst für immer stillt, ja, das in der Frau selbst zur Quelle werden kann: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.

Das will die Frau haben. Veränderungshoffnung. Was müsste denn passieren, dass du dich änderst? Wie schlimm oder wie gut müsste es werden? Wie viele Verluste noch und wieviel, was dir leidtut? Würdest du dich ändern, would you change?

Veränderungen

Manchmal ist der Brunnen ein Lagerfeuer, ein Lagerfeuer, mitten in der Nürnberger Südstadt als Treffpunkt, zum Reden und zum Zuhören. Vor der Christuskirche sitzen im kalten Dezember ungefähr zwanzig Menschen um eine große Feuerschale und erzählen sich von den Veränderungen in ihrem Leben und in ihrem Stadtteil. Vom Arbeiterviertel mit hohem Anteil an evangelischer Bevölkerung hin zu einem Ort mit vielen migrantischen Mitbürgerinnen und -bürgern aus der Türkei, Syrien, Afghanistan, Sri Lanka, Rumänien, Äthiopien, Ghana. Alle bringen ihre Bedürfnisse, ihre Sehnsüchte, ihre Lebenserfahrung mit.

Eine Frau erinnert sich, wie gerne sie früher im Atrium Filmpalast war, ein Kinosaal aus den 1950er Jahren mit gepolsterten Stühlen und schwerem rotem Vorhang. Was denn heute damit sei? Neben ihr lacht Ferchid aus Ghana, er kommt eben vom Freitagsgebet aus der Moschee – die sich im ehemaligen Kino befindet. Ferchid ist der Vorsitzende des afrikanischen Kulturvereins in Franken und sie haben den Kinosaal zum Gebetsraum umgestaltet, mit Mihrab, der Gebetsnische in Richtung Mekka und Minbar für die Predigt.

Er lädt uns ein, vorbeizukommen und die afrikanisch-muslimische Gemeinde kennen zu lernen. Dann erzählt Gertrud, wie sie 1960 in die große Metzgerei eingeheiratet hat und die Schwiegereltern ihr das Leben schwer gemacht haben. "Du bringst nix mit", haben sie ihr vorgeworfen, aber ihr Mann hat zu ihr gehalten. 40 Jahre haben sie den Laden gemeinsam geführt. Es war schmerzlich, die Metzgerei aufzugeben. Heute ist dort ein Büdchen, ein Späti mit allem, was das Großstadtherz so braucht, geführt von Singhalesen.

Veränderungen geschehen oft einfach so, weil die Umstände sich ändern und die Menschen. Dann braucht es solche Brunnenmomente, solche Feuerschalen, an denen wir uns davon erzählen und wir hören, wie es den andern damit geht. Und dann gibt’s noch die Veränderung, die ich herbeisehne, weil die Umstände und die Menschen um mich herum nicht mehr gut sind für mich, weil ich spüre, mir fehlt etwas Lebenswichtiges.

Die Tiefe des Brunnens

Was kann ich tun, damit meine Veränderungshoffnung nicht wiederverpufft wie die Neujahrsvorsätze? Wo kommt mir Erfrischung her, neue Energie, und zwar langfristig?

Ich kenne noch ein ganz anderes Bild von der Frau am Brunnen als das der Sünderin im roten Kleid. Ein Bild, das nicht den Äußerlichkeiten, sondern den inneren Fragen nachgeht. Das Bild scheint aus dem Brunnenschacht heraus gemalt zu sein. Stellen Sie sich vor, Sie blicken von unten nach oben und da sehen Sie am Brunnenrand die Frau stehen. Sie steht da wie im Rampenlicht, ihr braunes Haar offen, die Hände abgestützt schaut sie runter, vorsichtig, mit vielen Fragen.

Die Frau blickt in die eigene Tiefe, steigt in den Brunnen des Herzens, geht auf den Grund ihrer Seele. Wie kann sich was ändern? Was hat der Mann gesagt: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben? Danach sehnt sie sich. Dass es still wird in ihr, ruhig, dass sie sich den eigenen Bedürfnissen zu folgen traut und nicht immer dem hinterherrennt, was man so macht, was frau so tut, was die andern erwarten.

Dort unten, in der Tiefe des Brunnens, im Spiegel der eigenen Seele, sind zwei Gesichter zu sehen, einander zugewandt und doch getrennt durch eine Art Lichtschranke. Die Samariterin erkennt ihr Gesicht und das Gesicht vom Mann am Brunnen. "Seht, da ist ein Mensch! Vielleicht der Messias?" Beim Blick in die Tiefe spiegelt sich ihr neues Leben: Ich bin gar nicht allein. Da ist einer neben mir, wendet sich mir zu, stillt meinen Durst nach Liebe, nach Zuwendung, nach Veränderung. Hier ist einer, der nach mir fragt, dem ich ein Gegenüber bin, der in der Tiefe weiß, wer ich bin und der nützt das nicht aus und der lacht auch nicht drüber.

Eine Berufungsgeschichte

Für mich ist diese Geschichte eine Berufungsgeschichte. Weil die Frau nach dem Gespräch ihren Krug stehen lässt und in ihr Dorf rennt und den andern von ihrer lebensverändernden Begegnung erzählt. Weil sie die Abhängigkeiten hinter sich lässt. Ihre Veränderungshoffnung ist endlich auf eine Quelle gestoßen, die sie nicht selbst andauernd wieder auffüllen muss, die nicht immer wieder versiegt und verpufft wie all die andern Neuanfänge und Vorsätze.

Die Frau am Brunnen löst sich aus den Erwartungen, den Rollen und Abhängigkeiten – in ihren Worten "Ich habe keinen Mann", in Jesu Worten: "Das Wasser, das ich dir geben werde, wird in dir zu einer Quelle werden." Aus einer durstigen Frau wird eine Frau, die lebendiges Wasser weitergibt. Sie wird nicht mehr dürsten, sie wird nicht mehr als Wasserträgerin arbeiten, sie wird Quelle lebendigen Wassers sein. Sie hat ihre Berufung gefunden, sich selbst zu folgen, ihren klugen Gedanken, ihrem Interesse an Menschen und Zusammenhängen, ihrer Suche nach dem Sinn. Sie weiß jetzt, wo ihr Brunnen ist.

Wissen, wo mein Brunnen ist – das könnte auch die Brunnenkämpfe dieser Welt entschärfen. Wenn ich das weiß und darauf vertraue, spreche ich selbstbewusst und selbstverständlich mit Menschen, die andere Brunnen anpreisen. Ich brauche mein Wissen nicht eifersüchtig zu hüten, denn es ist genug da, um den Durst vieler Menschen zu löschen. Ich kann weite Wege zum anderen zurücklegen, weil ich so etwas wie eine innere Quelle in mir trage.

Es kann sich was zum Guten ändern

Die innere Quelle von Gisèle Pelicot kenne ich nicht. Veränderungshoffnung? Sie benutzt das Wort nicht, aber so etwas wie Veränderungshoffnung muss sie getragen haben. "Madame Pelicot hat es getan, wir können es auch tun!" Es kann sich was zum Guten ändern, wir können was zum Guten ändern.

Ich stelle mich an den Brunnenrand und schaue in die Tiefe. Ich sehe mich gespiegelt in all meinen Veränderungen. Die ich selbst vorangebracht habe, die mich geformt haben und die, die ich herbeisehne. Ich sehe neben mir, mal klarer, mal verschwommen, das Gesicht von Jesus. Ruhig, zugewandt, offen. "Ich bin’s!" sagt Jesus zu mir. Ich bin bei dir, tief drinnen im Grund deiner Seele, ich wohne im Brunnen deines Herzens. Müh dich nicht ab. Ich bin die Quelle. Ich erfrische dich. Gib die Veränderungshoffnung nicht auf.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden