Die Evangelische Hochschule Nürnberg hat am Institut für Praxisforschung und Evaluation ein Kompetenzzentrum für "Wirkungsorientierung" gegründet. Mit einer Toolbox können kirchliche und soziale Einrichtungen künftig ihre Wirkung messen. Joachim König erläutert das System.
"Wirkungsorientierung und wirkungsorientiertes Handeln sind für Kirche enorm wichtig"
Warum ist Wirkungsorientierung wichtig für Kirche?
Joachim König: Wirkungsorientierung und wirkungsorientiertes Handeln sind für Kirche enorm wichtig, weil sie dadurch die Gelegenheit bekommt, sich selber ihres Handelns und dessen Funktionen zu vergewissern. Sie kann dann belastbar Auskunft geben, was denn warum wie gut wirkt. Zudem besteht die Chance, über die einzelnen Mitarbeitenden zu einer vielleicht noch besseren Form des der Corporate Identity, also des gemeinsamen Handelns und des gemeinsamen Wissens um die eigene Handlungsfähigkeit zu kommen.
Sie haben ein Wirkungsmodell entwickelt für kirchliche Einrichtungen. Wie kam es dazu?
Hintergrund ist die Diskussion, die in der Landeskirche aufkommt und immer stärker wird, dass wirkungsorientiertes Handeln und wirkungsorientierte Finanzierung mehr an Bedeutung gewinnen sollen. Wir wollten dieses Reden von Wirkungsorientierung in die Tat umsetzen, das mit Methoden füllen und Vorschläge machen, wie wir die Wirkungsorientierung in die Köpfe und in die Herzen der Menschen, die in unserer Kirche, in den Gemeinden, in den Dekanaten arbeiten. Wir wollen dazu beitragen, dass die Menschen das Konzept von Wirkungsorientierung überhaupt verstehen und den Nutzen erkennen.
Ehrenamtliche und Hauptamtliche in Gemeinden, Diensten und Werken sollen über unsere Methode zu einem belastbaren Wissen kommen, warum sie denn was wie gut hinkriegen und welche Wirkungen sie erzeugen können oder eben auch nicht.
"Wir wollen wissen, welche Rahmenbedingungen diese Wirkung eher günstig oder ungünstig beeinflussen"
Wie läuft so ein Projekt konkret ab?
Wir veranstalten Workshops mit den Verantwortlichen, beteiligen alle an der Debatte. Dann entwickeln wir zusammen mit ihnen Wirkmodelle, auf deren Basis wir Daten sammeln mit Fragebögen und Interviews, mit dem Ziel, die Wirkmodelle zu bestätigen oder zu widerlegen und dadurch zu belastbaren Aussagen zu kommen.
Bei einem Konfirmandenkurs etwa kann geprüft werden, ob ein bestimmtes Konzept sich bewährt. Wir überlegen mit den Verantwortlichen, welche Wirkungen dieser Kurs haben soll, auf der Ebene der Gemeinde, der Kommune. Wir wollen wissen, welche Rahmenbedingungen diese Wirkung eher günstig oder ungünstig beeinflussen. Daraus entsteht dann ein Wirkmodell, das wir durch Daten validieren, also bestätigen oder widerlegen. Das hilft dabei, belastbare Aussagen über die Wirkung des Handelns im Konfirmandenkurs zu kommen.
Es könnte etwa darum gehen, die Identitätsentwicklung der Jugendlichen anzuschauen oder die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern – also etwa die soziale Kompetenz, die Kommunikationskompetenz oder die Konfliktkompetenz.
Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit
Im Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit wurde der Wirkungsradar entwickelt, eine empirische Toolbox, die eine alltags- und praxistaugliche Wirkungsanalyse ermöglicht. Der Wirkungsradar umfasst verschiedene Schritte und Aspekte der Wirkungsorientierung und bietet eine systematische Methode zur Analyse von Wirkungen in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung.
Die Methodik beinhaltet:
- Wirkungsworkshops zur Erarbeitung eines gemeinsamen Grundverständnisses.
- Entwicklung von Wirkmodellen als Basis für weitere Analysen.
- Implementierung eines Monitoringsystems zur Identifikation von Effekten bei den Zielgruppen.
- Vergleichsgruppenanalysen zur kausalen Zuordnung von Wirkungen.
- Analyse von Wirkmechanismen aus fachlicher Perspektive.
- Kosten-Nutzen-Analysen oder Social Return on Investment zur Effizienzbewertung.
Leiter des Instituts für Praxisforschung Evaluation (IPE) ist Dennis John, Leiter des Kompetenzzentrums Wirkungsorientierung ist Sebastian Ottmann. Joachim König hat das IPE 20 Jahre geleitet.
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