Zu Pfingsten war laut der biblischen Apostelgeschichte der Heilige Geist auf die Jünger ausgegossen worden. Am Pfingstmontag floss angesichts sommerlicher Temperaturen auch der Schweiß der rund 13.000 Besucher des 67. Kirchentages der Bayerischen Landeskirche auf dem Hesselberg bei Gerolfingen (Landkreis Ansbach). Doch die erlebten nicht nur einen sonnigen Tag unter freiem Himmel, sondern auch viele spannende christliche Impulse und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm an einem der besonderen "Orte des Glaubens", wie das Motto in diesem Jahr lautete.

Bereits in den frühen Morgenstunden bahnten sich die Autos, Busse und Motorräder den Weg hinauf zum "heiligen Berg" der Franken. Oben erwartete die Gäste bereits die Stände von Vertretern kirchlicher Institutionen und eine mit Bänken und Bühnen bestückte Festwiese. Dort predigte der mecklenburgische Bischof Andreas Maltzahn. Mit seiner Landeskirche verbindet die bayerische Landeskirche seit 70 Jahren eine Partnerschaft.

 

Beim 67. Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg singt der Dekanatschor Ansbach. Sonntagsblatt-Redakteur Timo Lechner hat mit dem Smartphone gefilmt.

Andreas Maltzahn: Glauben in die Gesellschaft hineintragen

Begleitet von Musik der Vereinigten Posaunenchöre sowie dem Ansbacher Dekanatschor rief Maltzahn die Christen dazu auf, ihren Glauben in die Gesellschaft hineinzutragen. Der Glaube müsse sich außerdem bewähren, wenn "Wahlkämpfer - welcher Partei auch immer - Ängste schüren und Ressentiments verstärken gegen Menschen, die anders sind".

Politisch wurde es bei der anschließenden offenen Gesprächsrunde. Wie der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf die Fragen von Kirchentagsbesuchern sagte, freue er sich darüber, dass durch Ministerpräsident Markus Söders "Kreuz-Erlass" die öffentliche Debatte das Symbol des Kreuzes wieder in das Bewusstsein der Menschen bringe. Er kritisierte aber die Instrumentalisierung. (Die Ansprache zur Einweihung der Kapelle am 20. Mai findet sich übrigens hier auf dem Facebook-Konto von Landesbischof Bedford-Strohm)

Launig geriet am Nachmittag der Vortrag von Pfarrer Michael Wolf vom Nürnberger Amt für Gemeindedienst, der zwei geistliche Bewegungen aus der anglikanischen Kirche in England vorstellte und mit der Situation der Kirche in Bayern verglich. In einem Projekt hatten Kirchengemeinden gelernt, ihre Gottesdienstbesucher zu motivieren, andere Menschen zum Gottesdienst einzuladen, und als Gemeinde eine Haltung der Gastfreundschaft zu entwickeln. Eine zweite Bewegung nenne sich "fresh expressions of church", also "frische Ausdrucksformen von Kirche", und versuche hinzugehen zu den Menschen und auf deren Bedürfnisse zu hören. So seien in den letzten Jahren tausende neue Orte des Glaubens entstanden - indem sie aus Kathedralen Cafés machten, sogenannte Cafethralen. Der ökumenische Blick über die Grenzen könne den Kirchen in Deutschland helfen, ebenfalls neu aufzubrechen, sagte Wolf.

 

 

Hesselberg 2018 - Anstehen vor dem Bildungshaus
Hesselberg 2018 - Entspannung auf der Wiese
Hesselberg 2018 - Kreuze bemalen
Hesselberg 2018 Landesbischof Bedford-Strohm
Hesselberg 2018 - Fotos machen beim Sonntagsblatt-Stand
Hesselberg 2018 - Luftballons für Kinder
Hesselberg 2018 - Sonntagsblatt Stand

Matthias Hellmuth: Gemeinschaftliches Jodeln mit der Gemeinde

Der neue Geschäftsführer des Bayerischen Kirchentages, Matthias Hellmuth, setzte zum Schluss der Veranstaltung noch ein besonderes Zeichen. Er demonstrierte, wie eine Gemeinde zum Ort des Glaubens werden könne, indem er die Besucher zum gemeinschaftlichen Jodeln animierte.

Auf reges Interesse stieß auch die neue Ausstellung mit Bildtafeln, auf denen die Geschichte des Dorfhelferinnendienstes gezeigt wird. Rund 40 Dorfhelferinnen sind beim Evangelischen Bildungszentrum auf dem Hesselberg angestellt. Sie werden in ganz Bayern von den Maschinenringen in deren jeweiligen Einsatzgebieten in landwirtschaftliche Familienbetriebe geschickt, wenn dort zum Beispiel durch Krankheit oder Unfall Frauen ihre Familie nicht mehr versorgen oder betriebliche Aufgaben nicht mehr übernehmen können. Dieser Dienst wurde 1958 gegründet.

Ebenfalls ein Publikumsmagnet: Über 500 Personen besuchten den parallel in einem nahe gelegenen Zelt stattfindenden Kinderkirchentag. Dort wurde das Musical "Maria aus Magdala" erstmals aufgeführt.

Beim Kinderkirchentag anlässlich des 67. Bayerischer Kirchentag auf dem Hesselberg wurde das Kindermusical "Maria aus Magdala" uraufgeführt. Ein Ausschnitt von Sonntagsblatt-Redakteur Timo Lechner.

Dossier

Bayerischer Kirchentag auf dem Hesselberg

Der Hesselberg, mit rund 689 Metern höchster Berg Mittelfrankens und in der Nähe von Wassertrüdingen, ist seit dem Jahr 1951 eng mit der evangelischen Kirche verbunden. In unserem Dossier erfahren Sie mehr über den Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg.