Der evangelische Bad Tölzer Dekan Heinrich Soffel (57) nimmt momentan keine dienstlichen Aufgaben in Bad Tölz wahr. Es laufe derzeit ein "Verfahren der nachhaltigen Störung", sagte ein Kirchensprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Der Landeskirchenrat der bayerischen Landeskirche habe dieses Verfahren eingeleitet, weil die Zusammenarbeit zwischen Dekan Soffel und dem Bad Tölzer Kirchenvorstand offenbar gestört ist. In diesem Verfahren führe ein Kirchenjurist Gespräche vor Ort, um die Gründe für die gestörte Zusammenarbeit möglichst genau und objektiv zu verstehen.

Der Kirchensprecher betont, dass es bei diesen Gesprächen nicht darum gehe, festzustellen, "wer 'schuld' an einer Situation sein könnte, oder ob die Gründe für den Konflikt im Verhalten des Pfarrers liegen könnten". Der Kirchenjurist fasse seine Erkenntnisse in einem Bericht zusammen, auf dessen Grundlage die Kirchenleitung "eine möglichst sachgerechte Lösung" suchen wird:

"Wie diese aussieht, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen."

Solange das Verfahren läuft, übt Soffel seinen Dienst "anderweitig" aus, hieß es. Als Dekan wird er von seinem Stellvertreter, Pfarrer Florian Gruber aus Wolfratshausen, vertreten, so der Sprecher.

Soffel selbst äußerte sich im "Tölzer Kurier" (Montag). Auf Wunsch des Münchner Regionalbischofs Christian Kopp sei "eine Überprüfung der Situation in Bad Tölz" angeordnet worden. Die Zeitung schreibt, der Konflikt mit dem Kirchenvorstand gehe offenbar auf die

"im Frühjahr vergangenen Jahres diskutierte Frage zurück, ob im Gemeindehaus in Bad Tölz Kriegsflüchtlinge untergebracht werden sollten".

Der Kirchenvorstand sei für diese Lösung gewesen, Soffel dagegen. Auf die Inhalte des Konflikts geht Soffel dem "Tölzer Kurier" gegenüber nicht ein, sagt aber: "Ich bin gerne in Bad Tölz tätig und schätze die hier tätigen Personen sehr."

Dekanate sind die mittlere Verwaltungsebene in der bayerischen evangelischen Landeskirche. Im Dekanat Bad Tölz leben etwa 30.000 Evangelische in zwölf Kirchengemeinden.

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