Die Ferien stehen vor der Tür und es bleiben noch ein paar Tage, um sich beim Buchhändler oder der Buchhändlerin des Vertrauens mit den passenden Büchern für eine entspannte Zeit in der Sonne einzudecken. Wer dafür etwas Neues und Erfrischendes sucht, etwas anderes als den gewohnten Krimi, der sollte unbedingt Weird Girl Fiction ausprobieren.

Weird Girl Fiction  

Weird Girl Fiction beschäftigt sich mit weiblichen Perspektiven, ohne dabei in stereotype Geschlechterrollen zu verfallen. Stattdessen sind die weiblichen Figuren laut, stark und authentisch und scheren sich wenig um die Meinung anderer. Oft geht es um Gruppendynamiken, um Metamorphosen, um eine animalische und wilde Seite der Figuren.

Die Bücher behandeln auch ernste Themen, sind aber von Leichtigkeit geprägt, zeigen Absurdes und Skurriles. Die Bezeichnung "weird", ein eigentlich negativ besetzter Begriff, der so viel wie "seltsam" oder "komisch" bedeutet, wird von den Figuren in fast feministischer Manier angeeignet.

Drei Buchempfehlungen aus dem Genre Weird Girl Fiction: 

1. Tess Gunty: Der Kaninchenstall  

Eine verarmte amerikanische Kleinstadt im Rust Belt, ein trostloser, heruntergekommener Wohnblock, eine Wohngemeinschaft von vier Teenagern ohne Familie und ohne Hoffnung. Blandine, die Hauptfigur des Buches, erlebt auf den ersten Seiten eine katastrophale Situation, ohne dass klar wird, was eigentlich passiert ist. Wie konnte es so weit kommen?   

Der Kaninchenstall ist ein Weird Girl-Roman, ein Thriller, ein Krimi, ein Who done it. Tess Gunty erzählt darin aus verschiedenen Perspektiven und in Zeitsprüngen Blandines Geschichte, die nicht nur schwer wiegt, sondern auch skurril und unterhaltsam ist. 

Nach und nach werden die Zusammenhänge aufgerollt und die Charaktere entwickelt, die Spannung steigt, bis man am Ende des Buches wieder bei der Szene aus dem ersten Kapitel angelangt ist. Schon nach wenigen Seiten möchte man "Kaninchenstall" nicht mehr aus der Hand legen.

Hier "Der Kaninchenstall" beim sozialen Buchhandel Buch7 bestellen

2. Anne Serre: Die Gouvernanten

In einer einsamen Villa, umgeben von hohen Bäumen, leben sie, die drei Gouvernanten. Während die Jungen im Garten herumtollen und weitgehend sich selbst überlassen sind, kümmern sich die Gouvernanten umso mehr um die Männer, die ab und zu am Zaun des Anwesens vorbeischauen, und um den alten Greis mit seinem Fernrohr.  

Das Buch ist unterhaltsam, skurril und lädt dazu ein, sich einer verheißungsvoll sommerlichen und lustvollen Stimmung hinzugeben. Es geht um Erotik, weibliches Begehren, die Macht der Blicke und die Lust am Spiel. 

In märchenhaftem Stil malt die französische Autorin Anne Serre opulente Bilder, die die Lesenden ins 20. Jahrhundert entführen und irgendwo zwischen Melancholie, Leichtigkeit und Komik enden.

Hier "Die Gouvernanten" beim sozialen Buchhandel Buch7 bestellen

3. Rachel Yoder: Nightbitch 

Eine junge Mutter hat ihren Beruf als Galeristin aufgegeben, um sich ganz der Betreuung ihres zweijährigen Sohnes zu widmen. Ihr Mann ist unter der Woche auf Geschäftsreise und übernimmt auch am Wochenende kaum Verantwortung für das Kind.

Im Laufe des Buches entdeckt die Mutter etwas Animalisches in sich, verwandelt sich nachts in ein Tier. Diese Verwandlung gibt ihr Leichtigkeit und ermöglicht es ihr, dem unglaublichen Druck und der schweren Erwartung, eine gute Mutter zu sein, zu entkommen.  

Rachel Yoder zeigt uns ungeschminkt, was es bedeutet, die Fürsorge für ein kleines Kind zu übernehmen. Schon beim Lesen fühlt man sich an manchen Stellen durch das Verhalten des Zweijährigen herausgefordert. Als Ausgleich dient die hintergründige Handlung der Geschichte, die eine Form von wilder Spiritualität in Verbindung mit dem Körper zum Ausdruck bringt.

 Man erkennt, wie animalisch das Kinderkriegen und -erziehen eigentlich ist und wie wenig gute Mutterschaft mit einer sauberen Küche zu tun hat.  Ein Buch, das aufrüttelt, ohne belehrend oder allzu politisch sein zu wollen.

Hier "Nightbitch" im sozialen Buchhandel Buch7 bestellen

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden