Herr Steinbäcker, vor 30 Jahren haben Sie im STS-Klassiker »Irgendwann bleib i dann dort« Griechenland besungen. Ist die Stimmung dort immer noch so gelöst wie damals?

Gert Steinbäcker: Alles verändert sich, auch die soziale Situation. Die hat sich vor allem in den größeren Städten verschlechtert. Steuern sind enorm gestiegen, Renten stark gekürzt, den Menschen geht es grundsätzlich finanziell schlechter. Von dem Geld, das die EU an den griechischen Staat überweist, kommt bei den Leuten so gut wie nichts an. Damit werden in erster Linie das Militär und diverse Banken aufrecht erhalten. Aber: Entweder man hat eine EU, oder eben nicht. Und wenn man eine hat, dann müssen sich die Länder eben gegenseitig unterstützen. Solche Gebilde wie die EU sind immer mit großen Problemstellungen konfrontiert, das wird sich nie ändern.

 

Heerscharen von Fans interpretieren Ihre Texte als Lebensanweisungen. Wie gehen Sie mit dieser Vorbildfunktion um?

Gert Steinbäcker: Ich habe eigentlich immer meine Texte frei von der Leber weg geschrieben und mir dabei nie allzu viele Gedanken um die Wirkung gemacht. Die kann ich eh nicht beeinflussen. Man kann nur seine Meinung zu einem Text generieren, und natürlich bin ich froh, wenn dieser Text dann entsprechenden Widerhall findet.

 

Auch Martin Luther war ein Mann, dessen Worte viel Anklang fanden und finden. Ist vom Reformationsjahr etwas bei Ihnen angekommen?

Gert Steinbäcker: Das ging komplett an mir vorbei. Ich finde es gut, wenn man an Gott glaubt und genauso okay, wenn man nicht an ihn glaubt. Selber bin ich nicht religiös, jeder interpretiert die Sache mit dem Glauben aber für sich anders, und man sollte das respektieren.

 

Mit Ihrem aktuellem Album haben Sie angekündigt, das sei die letzte Platte in Singer/Songwriter-Manier, ebenso werden die kommenden Konzerte die letzten in dieser Form sein. Befinden Sie sich gerade also auf einer Art Abschiedstour?

Gert Steinbäcker: Ich war noch nie auf Abschied, als Musiker geht man nie in Rente. Wenn ich von einem Ende gesprochen habe, dann meine ich damit, dass ich in der bisherigen Form eigentlich alles geschrieben und gesungen habe, was ich vorhatte und damit jetzt abschließe und mich anderen Dingen musikalisch zuwende. Ausschließen kann man aber eigentlich nichts. Ich bin jedoch seit 35 Jahren unterwegs und habe sehr viel geschrieben. Da setze ich mich nicht mehr hin und arbeite mit voller Kraft 20 neue Songs aus. Außerdem plane ich nicht länger voraus als die nächsten zwei Jahre. Heuer und im kommenden Jahr wird es daher noch einige Konzerte geben, dann schauen wir mal weiter.

 

Neulich haben Sie in einem anderen Interview gesagt, Sie würden sich »zu langsam für die digitale Welt« fühlen. Wie meinen Sie das?

Gert Steinbäcker: Ein Beispiel: Wenn auf jede Äußerung, die man trifft, in wenigen Minuten hunderte Hass-Postings ins Netz gelangen können, dann ist das eine Form der Kommunikation, die mir zu schnell ist. Früher hat man etwas gesagt oder geschrieben und hinterher Kritik erhalten. Dazwischen lag eine Zeit, in der jeder das Gesagte überhaupt verarbeiten konnte. Das geschieht heutzutage oft gar nicht mehr. Natürlich nutze ich die sozialen Medien aber auch, um meine Sachen den Menschen vorzustellen.

 

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Ihren alten STS-Kollegen Günter Timischl und Schiffkowitz?

Gert Steinbäcker: Natürlich, wir sind nach wie vor eng befreundet, auch wenn wir nicht mehr miteinander auftreten. Jedoch wird Schiffkowitz als special guest bei meinen kommenden Konzerten mit dabei sein. Die Fans dürfen sich also auf zwei Drittel STS bei ein paar Stücken freuen.

 

 

Konzerte mit Gert Steinbäcker: 14. November Regensburg (Kolpinghaus), 15. November Fürth (Stadthalle), 17. November Bamberg (JKS-Saal) und 21. November Mühldorf am Inn (Stadtsaal).