Der Münchner Genforscher Eckhard Wolf hält nach dem gelungenen Klon-Versuch bei Javaneraffen neue Bedenken um Klon-Experimente am Menschen für unbegründet. "Das ist nicht der Schritt zum geklonten Menschen", sagte der Wissenschaftler vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Es bestehe kein Grund zur Panik. Wenn man es wirklich darauf angelegt hätte, dann hätte das auch längst passieren können.

Genforscher: Klonen von Menschen ist "unethisch"

"Aber das Klonen von Menschen ist aus meiner Sicht wirklich unethisch", betonte der Wissenschaftler. Es sei überhaupt nicht zu rechtfertigen, "einen Menschen für einen bestimmten Zweck zu erzeugen". Der Genforscher fügte hinzu, selbst wenn man sich darüber hinwegsetzen würde: "Was gäbe es für einen vernünftigen Grund, Menschen zu klonen?"

Bei dem aktuellen Klon-Versuch mit den Javaneraffen sei im Prinzip ein konventionelles Verfahren angewandt worden, das schon vorher bei anderen Arten mit mehr oder weniger Erfolg durchgeführt worden sei, sagte Wolf, der Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Halle, ist.

 

Ein Javaneraffen-Weibchen.
Chinesische Forscher haben vor kurzem Javaneraffen geklont. Das Bild zeigt ein Weibchen.

Affen als wichtiger Modellorganismus

Die größte Bedeutung liege darin, dass diese Affen einen wichtigen Modellorganismus darstellten. Dies sei wichtig für Fragestellungen in der biomedizinischen Forschung, gerade im Bereich der Neurobiologie. Mit Hilfe des Zellkerntransfers könnten jetzt sehr viel einfacher, gezielte genetische Modifikationen vorgenommen und die genetischen Grundlagen von menschlichen Erkrankungen nachgebildet werden. Bevor aber konkrete Fragestellungen angegangen werden könnten, seien weitere Forschungen notwendig. 

Die Fachzeitschrift "Cell" berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe, dass chinesische Forscher Affen geklont haben. Erstmals gelang dabei bei Primaten der sogenannte somatische Zellkerntransfer, mit dem 1996 das Schaf "Dolly" geklont wurde. Dabei wird das Erbgut eines Spendertieres in eine entkernte Eizelle übertragen und von einer Leihmutter ausgetragen. Seit damals steht die Frage im Raum, ob das auch beim Menschen gelingen könnte.

Eckhard Wolf ist Veterinärmediziner. Er hat seit 1995 den Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie am Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München inne. In einem seiner Arbeitsschwerpunkte geht es um genetische Veränderungen bei Schweinen, so dass ihre Zellen, Gewebe, Organe für Patienten verwendet werden können. In einem anderen Schwerpunkt geht es um Schweine, bei denen mit Hilfe der Gentechnik die Ursachen für menschliche Erkrankungen erforscht werden.