Es wurde auch Zeit, endlich konnte man den verstaubten Grill wieder aus der Ecke holen und bei schönem Wetter die Grillsaison einläuten. Es gibt sicherlich einige unter uns, die das ganze Jahr über grillen, aber für die meisten beginnt die Grillsaison erst mit den höheren Temperaturen. Und was darf auf keinen Fall auf einem fränkischen Grill fehlen? Richtig, leckere Bratwürste! 

Und da lohnt sich ein Blick ganz nach oben ins nördliche Oberfranken, genauer gesagt: nach Naila-Dörnthal, denn dort gibt es mit der evangelischen und katholischen Bratwurst nicht alltägliche Bratwurstkreationen. Direkt an der Autobahn A9 befindet sich die kleine Landmetzgerei von Rüdiger und Stefanie Strobel. Seit Jahrzehnten betreiben sie mit Leidenschaft ihr Familienunternehmen, mittlerweile in der dritten Generation, und verwöhnen ihre Kunden mit fränkischen Spezialitäten.

Inspiriert vom Lutherjahr

Wenn das Wetter mitspielt, schmeißt Rüdiger gerne den Grill an, und Stefanie präsentiert stolz die köstlichen Bratwürste, die darauf landen werden. "Das hier sind die katholischen Bratwürste, unsere regionaltypischen Bratwürste", erklärt Stefanie Strobel, während sie eine Bratwurst auf den Grill legt.

"Und hier haben wir die evangelischen Bratwürste. Eine grobe Bratwurst mit einer feinen Pfeffernote. Die Idee dahinter war, den evangelischen wie katholischen Kunden eine spezielle Bratwurst anzubieten."

Dabei sei es eigentlich egal wo man die Bratwurst grillt, Pfanne oder Grill, es kommt immer auf den jeweiligen Geschmack an, was man eben lieber mag. Inspiriert vom Lutherjahr und den regionalen Traditionen, haben die Strobels diese besonderen Würste kreiert.

Doch keine Sorge, beim Verzehr wird kein Konfessionscheck gemacht.

"Als Evangelischer darf man auch katholische Würste essen oder umgekehrt. Es macht nichts",

beruhigt uns Stefanie Strobel mit einem Augenzwinkern. Selbst Auswärtige kommen in den Genuss der fränkischen Köstlichkeiten. Das Ehepaar Kurth aus Sachsen hat den kleinen Umweg zu den Strobels auf sich genommen, nachdem sie eine Internetempfehlung erhalten hatten. "Die evangelische und katholische Bratwurst ist wirklich einzigartig. Wir haben schon viele verschiedene Bratwürste probiert, aber diese sind etwas Besonderes", schwärmt Frau Kurth.

Handwerk ist der Schlüssel zum Genuss

Doch was macht diese Bratwürste so besonders? Rüdiger Strobel setzt immer noch auf traditionelle Handarbeit, hochwertige Gewürze und Fleisch aus der Region. Die Geschichte der Bratwurst reicht weit zurück, bis in die Lutherzeit. "Damals konnte man eigentlich nur eine grobe Bratwurst herstellen. Man hat das Fleisch mit den vorhandenen Gewürzen vermengt und in Schweinedärme gefüllt", erklärt Rüdiger Strobel, während er die Würste auf dem Grill wendet.

Erst im Lauf der Industrialisierung konnte man mit den neuen technischen Gerätschaften feine Bratwürste herstellen. Diese waren dann natürlich teurer und wurden hauptsächlich in den reicheren Regionen Oberfrankens verspeist. Aber warum ist die evangelische Bratwurst grob und die katholische fein?

"Die evangelischen Christen behaupten, dass ihre Religion einfacher ist, während die katholische Religion komplizierter ist. Die evangelische Bratwurst repräsentiert also die Einfachheit", scherzt Rüdiger Strobel.

Für wahre Bratwurst-Enthusiasten bietet Rüdiger Strobel sogar Bratwurstseminare, in denen er Einblick in die Geheimnisse der konfessionellen Würste gewährt. "Die letztendliche Gewürzmischung bleibt natürlich Firmengeheimnis", stellt Strobel lachend klar. Franken ist ganz klar Bratwurstland, die kleinen Nürnberger Bratwürste, "die drei im Weckla" oder die Coburger Bratwurst, die traditionell auf Kiefernzapfen gebraten wird, allesamt sind sie auch außerhalb von Franken vielen ein Begriff. Doch egal ob evangelisch, katholisch oder ökumenisch – das Wichtigste ist doch, dass die Wurst einfach nur lecker ist. Ein Abstecher zu den Strobels nach Naila lohnt sich – und wenn Sie nicht in der Nähe wohnen, aber trotzdem einmal die besonderen Bratwürste probieren wollen: Die Strobels verschicken, gut gekühlt, ihre Köstlichkeiten deutschlandweit.

INFO: Die Bratwürste könnt ihr auch online auf der Webseite der Metzgerei bestellen.

Was hinter den katholischen und evangelischen Bratwürsten steckt, erklären Rüdiger und Stefanie Strobel im Video:

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden