Wer kümmert sich um das Mikrofon und die Boxen?«, fragt Angelika Böhm in die Runde. Um die Referentin für »55+« beim Nürnberger CVJM sitzen zehn Ehrenamtliche, mit denen sie wie jeden Donnerstagnachmittag Dienstbesprechung hält. Einer hebt die Hand, Böhm hakt diesen Punkt für den heutigen »Nachmittag der Begegnung« ab, zu dem wieder rund 30 Senioren im CVJM-Haus am Nürnberger Kornmarkt erwartet werden.
Der Nachmittag muss organisiert werden. Ebenso wie der restliche Terminplan der Woche, der an sich »läuft«, aber der bei Kaffee und Kuchen kurz durchgecheckt wird: Auf dem Plan stehen Tischtennis, Bewegung beim »Smovey-Kurs«, Frauengebets- und Bibelkreis für Männer, ein Tanzangebot und Gesprächsrunden.
Heute Nachmittag wird Angelika Böhm über Hintergründe zu Liedern des Gesangbuchs referieren, während Magdalena Simon, die derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr beim CVJM absolviert, die Senioren am Klavier begleitet. Konrad Herdegen soll sich schon mal jemanden organisieren, der mit ihm das Klavier im Gruppenraum positioniert.
Der einstige Leitende Sekretär des CVJM (die offizielle Bezeichnung des Geschäftsführers des Verbands) ist zwar schon seit 15 Jahren in Rente, hat aber Haupt- gegen Ehrenamt getauscht. »Ich bin ein echter Überzeugungstäter«, lacht er. Und berichtet, dass er für die kommende Woche einen Vortrag über die »Goldene Straße« Kaiser Karls IV. vorbereitet hat.
Auch im Alter für Jesus werben
Die »55+« schon hinter sich hat auch Ulrike Gräf, deren Eltern schon im CVJM waren und die über die »Bäckerabteilung«, eine 1899 als berufsständische Vereinigung innerhalb des CVJM entstandene Untergruppe, reinkam. Sie zeigt auf den Wochenkalender und erklärt, dass manche Kreise bereits über 50 Jahre auf dem Buckel haben. »Ja, man kann im CVJM alt werden«, erklärt sie. Menschen darin bestärken, ihr Leben mit Jesus zu meistern, das sei keine Aufgabe, die ans Alter geknüpft ist.
Die ehrenamtlichen Senioren im Nürnberger CVJM haben das verinnerlicht. Ein Herr sorgt eben dafür, dass Dia-Projektor oder Beschallungsanlage funktionieren, andere Damen kümmern sich um Einladungen, wieder andere erledigen Tischschmuck oder akquirieren Referenten.
Das alles kostet auch Geld. Umso erfreulicher, dass die Nürnberger Manfred-Roth-Stiftung erst kürzlich einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro überreicht hat, mit dem Angebote für behinderte Menschen und mobilitätseingeschränkte Senioren weitergeführt werden sollen. Geld, das letztlich der gesamten Seniorenarbeit im Verband zugutekommt und das auch Angelika Böhms Stelle mitfinanziert.
»Wir kümmern uns um einander«
Die hat mittlerweile Liedzettel und Hefte an die Besucher verteilen lassen. Darunter Senioren, die sich bereits als junge Leute im alten CVJM-Haus am Sterntor trafen, auch zwei Frauen, die sich zufällig im donnerstäglichen Seniorencafé begegneten und seither zu den Stammgästen der Begegnungsnachmittage zählen.
Los geht’s. »Heute singen wir uns Kummer vom Herzen«, lädt Böhm ein, es wird laut. Wer heute nicht dabei sein kann, dem statten Herdegen und Gräf demnächst auch mal einen Besuch im Altenheim oder im Krankenhaus ab. »Wir kümmern uns um einander«, bekräftigen beide. Das war schon in der Jugend beim CVJM so. Und die starken Bande halten eben auch im Alter.