Der Glockenturm steht frei auf einem Platz einige Meter neben dem Kirchengebäude. Die neue Glocke ist für alle sichtbar. Sie glänzt sogar, ohne dass Sonnenlicht auf sie fällt. "Nun ist endlich für jeden erkennbar, dass das hier eine Kirche ist", sagt Pfarrer Arne Schnütgen. Zwar steht der Name der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde am Gebäude, trotzdem sei bisher nicht jedem, der vorbeigekommen ist, klar gewesen, dass der hölzerne Bau eine Kirche ist.

Ende der Glocken- und Heimatlosigkeit

Die neue Glocke wurde im Mai in Passau unter den Augen einiger Mitglieder des Kirchenvorstands gegossen. Am 21. Juli feierte die 1.700 Mitglieder starke evangelische Gemeinde in Wenzenbach im Kreis Regensburg die Weihe ihrer Glocke mit einem großen Familienfest auf dem Kirchvorplatz, die Glocke im Turm vor ihren Augen. Der Regensburger Dekan Ekkehard Herrmann segnete sie, danach erklang ihr Geläut erstmals.

Pfarrer Schnütgen hofft, dass er und seine Mitarbeiter sich fortan verstärkt auf das Gemeindeleben konzentrieren können. Denn für die Gläubigen in Wenzenbach endet mit der Glockenweihe eine lange Übergangszeit, in der die Gemeinde an verschiedenen Orten untergebracht war. Zuletzt feierte sie rund 25 Jahre ihre Gottesdienste im angrenzenden Feuerwehrhaus. Davor beherbergten die Gemeinde die Wenzenbacher Schule sowie Schloss Kürn und Schloss Schönberg.

Vor drei Jahren konnte die Gemeinde endlich ihren Neubau beziehen. Es ist eine helle Kirche aus Holz geworden, die viel Licht ins Innere lässt. Die Wand hinter dem Alter ist leer. "Hier haben wir die Möglichkeit, Projektionen in den Gottesdienst einzubauen", erklärt der Pfarrer. Auf 80.000 Euro beziffert Pfarrer Schnütgen die Kosten für den Bau des Turms und für die Glocke.

Spenden machten es möglich

Ein großer Teil des Geldes wurde von der Gemeinde selbst und dem eigens für den Bau des Gotteshauses gegründeten Kirchenbauverein gespendet. "44.000 Euro kamen so zusammen", sagt Schnütgen. "Es wurde lange gesammelt, schon bevor die Kirche gebaut wurde." Bei Gemeindefesten, beim Adventsmarkt, beim Bürgerfest und bei vielen anderen Gelegenheiten wurde um einen Obolus für die Glocke in Wenzenbach gebeten, und auch die Mitgliedsbeiträge des Vereins sowie ein Zuschuss der Kommune machten den Bau und den Guss der Glocke nun möglich. Auch Unternehmen aus der Region haben das Vorhaben unterstützt. "Den restlichen Betrag haben wir aus Rücklagen der Gemeinde getragen", erklärt der Pfarrer.

Ein Spruch Dietrich Bonhoeffers ziert die Glocke: "Gott, lass mich meine Gedanken sammeln zu dir", steht da zu lesen. Die Glocke hängt zwar im Turm, aber wenn man den Spruch kennt, ist er lesbar. Die Glocke soll künftig auf den Beginn des Gottesdiensts hinweisen und auch erklingen, wenn die Gemeinde das Vaterunser gemeinsam spricht. "Dann wissen auch Menschen, die nicht im Gottesdienst sind, dass nun gebetet wird. Es ist für alle eine Einladung, an Gott zu denken."

Zudem soll die Glocke morgens, mittags und abends erklingen. Die genaue Uhrzeit ist allerdings noch nicht sicher. Neben dem Ein- und Ausschalter gibt es eine Fernbedienung. Maßgeblich obliegt die Verantwortung für das Glockengeläut dem Mesner der Gemeinde.

"Die Glocke soll für die Gemeinde auch ein wenig den Tagesablauf strukturieren und Gott immer wieder in ihr Leben einbinden", wünscht sich Schnütgen.