Wenn am Pfingstsonntag, 4. Juni 2017, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche um 11.30 Uhr in der Sebalduskirche einen ökumenischen Gottesdienst feiern, ist das eine erstmalige Angelegenheit, bei der viele über so manchen Schatten springen mussten – vor allem die katholischen Beteiligten. Doch für die mehr als 45 katholischen und evangelischen Gemeinden in Nürnberg, die sich an der dazugehörigen Sternwallfahrt beteiligen, steht vor allem die Freude am gemeinsamen Feiern im Vordergrund. Bis zu 1.500 Teilnehmer werden erwartet.

Die gemeinsame Feier des Pfingstfests, gemeinhin als Geburtstag der Kirche angesehen, ist ein besonderes Ereignis im Jahr des 500. Reformationsgedenkens. »Sie setzt ein weiteres sichtbares Zeichen der beiden großen Kirchen in Nürnberg auf dem Weg zueinander«, ist sich der katholische Stadtdekan Hubertus Förster sicher. So sei die immer wieder neue Ausrichtung der Kirchen am Christusglauben das Anliegen sowohl der Reformation unter Luther als auch des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen.

Zweiter ökumenischer Pilgerweg

Wie Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums Bamberg, erklärt, seien ökumenische Gottesdienste gerade zu hohen katholischen Festtagen wie Pfingsten unüblich und beim jeweiligen Erzbischof »anzeigepflichtig«. Da Ludwig Schick selbst am 4. Juni in Nürnberg mit dabei ist, entfällt diese Hürde logischerweise. Allerdings lässt es sich der Erzbischof nicht nehmen, an jenem Sonntag um 10 Uhr noch ein Pontifikalamt im Bamberger Dom zu halten, in dessen Anschluss er nach Nürnberg reisen wird. Vielleicht auch ein Zugeständnis an die im katholischen Kirchenrecht bestehende »Kirchenpflicht«, also sonntags einen Gottesdienst zu besuchen.

Nach der Sternwallfahrt anlässlich des Jubiläums »1000 Jahre Bistum Bamberg« im Jahr 2007 ist das Ökumenische Pfingstfest der zweite große Pilgerweg katholischer und evangelischer Christen in Nürnberg. Seither hatte es schon einige ökumenische Gottesdienste mit Schick und Ark Nitsche gegeben, allerdings nicht zu solch einem wichtigen Kirchenfest, erinnert sich Ekkehard Wohlleben, der bis vor wenigen Monaten Öffentlichkeitsreferent im Nürnberger evangelischen Dekanat war und den Prozess begleitet hat. »Auch wenn gerade die katholischen Christen einen solchen Gottesdienst zu Pfingsten zwiespältig sehen, ist dieser ein guter Anlass, das bislang Erreichte zu feiern«, sagt der Theologe. Jürgen Körnlein, evangelischer Stadtdekan, ergänzt: »Ich freue mich sehr, dass die gemeinsam begangenen Ereignisse im Rahmen der Lutherdekade unsere Ökumene so sehr vorangebracht haben.«

Pilgern - auch per U-Bahn möglich

Viele Gemeinden beider Konfessionen feiern morgens noch einen Gottesdienst und machen sich anschließend auf den Weg in die Nürnberger Innenstadt zur Sebalduskirche. Gepilgert wird zu Fuß, in manchen Gemeinden setzen sich die Pilger auch auf das Fahrrad oder in die Pferdekutsche oder kommen als »singende U-Bahn« und »musizierende Straßenbahn« mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Schon um 8.30 Uhr macht sich eine ökumenische Pilgergruppe aus dem Kirchenzentrum Langwasser St. Maximilian Kolbe/Martin-Niemöller-Kirche zu Fuß auf den Weg über Herz-Jesu bis nach St. Sebald und hat damit den längsten Fußweg innerhalb Nürnbergs. Im Anschluss daran findet auf dem Sebalder Platz ein Fest für alle Teilnehmer statt. Für Bratwurst und Getränke ist gesorgt.

INFO

Sternwallfahrt Nürnberg

Interessierte können sich direkt an ihr Pfarramt wenden oder an einen der Sammelpunkte kommen:

- 10 Uhr: Lorenzkirche und Kirche Maria am Hauch in Röthenbach/Schweinau

- 10.15 Uhr: St. Josef (Wöhrd) und Kirche Herz Jesu (Nürnberg-Südstadt)

- 10.30 Uhr: Treffen auf dem Jakobsplatz zwischen St. Elisabeth und St. Jakob

- 10.45 Uhr: Friedenskirche, am Palmplatz in Nürnberg-Johannis