Zum Neujahrsempfang hatte Erzbischof Ludwig Schick den emeritierten Kurienkardinal Walter Kasper, ehemals Präsident des »Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen« in die Stadt eingeladen, die dem exkommunizierten und mit Reichsacht belegten Reformator während des Augsburger Reichstags im Jahr 1530 gut sechs Monate Schutz und Zuflucht geboten hatte.

Da sendete der emeritierte Kardinal schon deutliche Signale in seinem Festvortrag. »Wir haben mehr gemeinsam, als was uns trennt«, stellte Kardinal Kasper fest. Freilich werde oder müsse die Ökumene nicht in eine organisatorisch, quasi fusionierte Einheitskirche münden. Es gebe ja auch eine gewachsene Vielfalt innerhalb des Christentums. Kasper wies ja auch auf die orthodoxen und altorientalischen Christen hin. Seine Vorstellung ist »eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit, in der auch die geschichtlich gewachsenen Formen respektiert werden müssen«.

Für den Coburger Oberbürgermeister Norbert Tessmer sind die Feiern im Jahr 2017 das »erste Reformationsjubiläum im ökumenischen Zeitalter«. In den vergangenen Jahrzehnten seien die christlichen Konfessionen sich immer näher gekommen. Er wies auf die Kirchen- und Religionsgeschichte seiner Stadt hin. Im frühen 19. Jahrhundert seien die Katholiken in Coburg wieder heimisch geworden. 1860 sei die katholische Stadtpfarrkirche St. Augustin vom damaligen Bamberger Erzbischof Michael von Deinlein geweiht worden. In deren Krypta befinde sich die Grablege des Hauses Sachsen-Coburg und Kohary, der katholischen Linie des Herzogshauses.

Coburg sei neben Wittenberg eine der wichtigen Luther-Gedenkstätten. Historiker sprechen sogar davon, Luther sei in den programmatischen Schriften, die er in Coburg verfasst hat, über sich selbst hinausgewachsen«, sagte Tessmer. Er habe 1530 in Coburg seine volle geistige Schaffenskraft entwickelt. Und Tessmer setzte mit einem Zitat von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Prinzgemahl der britischen Königin Viktoria, noch eins drauf: »Meine Familie war es«, so Prinz Albert, »die den Reformator beschützt hat und die der Reformation zum Durchbruch verholfen hat.«

Im ökumenischen Sinn will Erzbischof Schick vom Jahr 2017 lieber von einem Christusjubiläum sprechen. Im Jubiläumsjahr stehe auch nicht mehr die Suche nach einem gnädigen Gott und die Beschäftigung mit persönlichen Gewissensbissen im Raum. Schick formulierte neue Fragen: »Wie bekommen wir eine friedliche und gerechte Welt?« Es gehe um die Bewahrung der Schöpfung als Haus der ganzen Menschheit. Es gehe um das Miteinander aller Menschen trotz aller kulturellen, ethnischen und religiösen Verschiedenheit. »Auf unsere heutigen Fragen kann und will Christus eine Antwort geben, und wir können aus seinem Wort Antworten geben, und wir können aus seinem Wort Antworten finden.«

Der evangelische Posaunenchor St. Moriz gestaltete den Neujahrsempfang musikalisch mit aus. Auch die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner nahm mit einigen oberfränkischen Dekanen an dem Neujahrsempfang teil. Den Freistaat Bayern vertraten Innenminister Joachim Herrmann und Gesundheitsministerin Melanie Huml.