Über 4.000 Besucher kamen allein im vergangenen Jahr zu den sommerlichen Konzerten. Pfarrer Paul Geißendörfer brachte die Idee zu der Reihe 1986 aus dem Nordseeurlaub mit. Im kleinen Meldorf liefen Konzerte mit vorheriger Führung durch den Dithmarscher Dom.

Das passte auch zu Heilsbronn, um den Touristen und Einheimischen etwas zu bieten, dachte sich der Seelsorger. Gemeinsam mit KMD Helmut Scheller, damals Dozent am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg, stellte er im Sommer 1987 17 Veranstaltungen auf die Beine: Scheller selbst und seine Kons-Kollegen Bernd Dietrich und Dieter Buwen bestritten an der Orgel das Programm – ohne Gage, damit die "Geistliche Musik" überhaupt anlaufen konnte.

"Geistliche Musik" in Heilsbronn seit 1987

Von Mai bis August lief die Reihe immer am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit. "Der Donnerstag war günstig. Wir haben zuvor die Fernsehprogramme durchgesehen und festgestellt: Da ist nicht viel drauf", stellt Geißendörfer fest. "19 Uhr fanden wir zum Starten gut, da die Zuhörer dann bei Tageslicht kommen und danach noch Termine wie beispielsweise Sitzungen wahrnehmen können." Denn die Konzerte dauern in der Regel nur eine Stunde, sodass der Abend anschließend kaum erst angebrochen ist.

Schon im Auftaktjahr sangen die Windsbacher Knaben. Das Münster sei so voll gewesen wie an Weihnachten, erinnert sich der Ruhestandspfarrer. Nach zwei erfolgreichen Sommern musste die "Geistliche Musik" eine Pause einlegen, und prompt beschwerten sich die Zuhörer bei Geißendörfer. Also setzte er die Reihe im Jahr drauf wieder fort.

"Geistliche Musik" über Spenden finanziert

"Die Geistliche Musik ist mittlerweile in der ganzen Region von großer Bedeutung", sagt Paul Geißendörfer. "Das Geheimnis ist die Regelmäßigkeit und der freie Eintritt mit einer Spende am Ausgang."

Der Großteil der Finanzierung kommt über die Spenden wieder rein, sagt der Heilsbronner Kantor Michael Stieglitz, dazu über Fördermittel, Spenden von Firmen und Anzeigen im Programmheft. "Ich muss aber auch viel mit den Musikern verhandeln. Da kommen manchmal Honorarvorstellungen, die wir uns nicht leisten können", sagt der Kirchenmusiker.

Und er ergänzt: "Ich bin stolz und froh darüber, dass ich die Tradition nach 30 Jahren weiterführen darf – auch wenn es viel Arbeit bedeutet."

"Geistliche Musik" ohne weltliche Musik

Schon jetzt steckt der Kantor seit über einem Monat in den Planungen für das kommende Jahr. Aber wenn er am Donnerstagabend in glückliche Gesichter schaue, dann habe sich der ganze Aufwand gelohnt, so Stieglitz.

Er achtet bei der Auswahl vor allem auf die Qualität der Künstler und auf Vielfalt. Auch bei den Instrumenten. Denn die seien das A und O, sagt Stieglitz. Und: "Alleine das Münster mit seinem besonderen Raum zieht natürlich schon viele Besucher an."

In die Versuchung, weltliche Musik ins Programm zu nehmen, kamen Paul Geißendörfer und Michael Stieglitz noch niemals. Letzterer freut sich heuer auf einen Termin ganz besonders: Im Juli steht sein eigener Auftritt mit einem Dekanatsprojektchor an. Das Heilsbronner Kammerorchester spielt mit – Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy stehen auf dem Programm.