"Das schmeckt so was von saugut", entfleucht es der Besucherin des freitäglichen Feierabendmarkts in St. Egidien in Nürnberg, als sie Daniel Heiles äthiopische Spezialitäten kostet. Der "Bufdi" lächelt. Auch wenn dem 34-jährigen Äthiopier, der bereits seit 2012 als nicht anerkannter Asylbewerber in Nürnberg lebt, nicht so oft zum Lachen zumute ist.

"Ist lecker, gell?" - die meist weiblichen Helfer beim Markt kichern, als sie einen Happen probieren. Daniel Heile wird fast ein bisschen rot. Eine der Besucherinnen würde ihn am liebsten gleich zum Kochen mit nach Hause nehmen. In der Tat: Es schmeckt anders, scharf, frisch.

Der "Bufdi" als Chance

Der "Bufdi" wird laut Pfarrer Martin Brons vom Diakonischen Werk vom Staat und der Landeskirche gefördert. Der Staat unterstützt das Projekt mit 500, die Landeskirche mit 140 Euro. "Er ist bei uns mit allen Rechten angestellt, aber durch die Subventionen zahlen wir letztendlich nur 190 Euro. Das Sozialamt übernimmt die Kosten der Wohnung, die wir ihm vermittelt haben", sagt Brons.

Anderthalb Jahre lang kann der BFD absolviert werden. "Die Zeit muss ich nutzen, um mir eine eigene Existenz aufzubauen", sagt Heile. Sprachkenntnisse erwirbt er sich zurzeit in einem Kurs. In den Jahren, die er in einer Sammelunterkunft für Asylbewerber in der Nürnberger Südstadt verbracht hat, standen Deutschkurse nicht auf der Tagesordnung. Heile, der sich als evangelischen Christen bezeichnet, ist froh, da raus zu sein und in St. Egidien Halt gefunden zu haben.

Das hilft manchmal zu verdrängen, dass er die Frau, die er auf der bereits seit 2008 dauernden Flucht über den Sudan und die Türkei und Griechenland vor fünf Jahren in der Türkei verloren hat, seit Jahren nicht gesehen hat. Sie war schwanger. Persönlich gesehen hat er seine Tochter noch nicht, aber es wird täglich geskypt. Erst vor drei Jahren hat Heile erfahren, dass Frau und Kind in Norwegen leben.

Traumatisierende Bilder

Was Heile dafür immer wieder sieht, sind die traumatisierenden Bilder, die vor seinen Augen aufgehen. "Papa - Bumm" - er hat zwei Finger zur Pistole geformt und hält sie sich an den Kopf. Sein Vater war vor seinen Augen erschossen worden. Was er erlebt hat an Grausamkeiten - oft fängt er mit den Geschichten an, dann schluckt er, verstummt wieder.

Doch nicht alle Erinnerungen an die Familie sind traurige. "Mama hat mir das Kochen beigebracht", strahlt Heile plötzlich. Dass Heile kocht, überrascht auch die Feierabendmarkt-Helferinnen. "Gerade von einem Mann aus einem Land wie Äthiopien würde man das nicht erwarten", sind sie überzeugt. Für Daniel Heile gelten solche Klischees nicht. "Ich bin viel herumgekommen und habe überall aufgeschnappt, wie man lecker zubereitet", sagt er.

Im barocken Innenhof neben St. Egidien kredenzt Heile regelmäßig typische Speisen seiner Heimat auf Fladenbrot. Rote Linsen, scharf mit Ingwer und Knoblauch gewürzt, ein Gemüse aus Mangold sowie einen außergewöhnlichen Hühnchenfleisch-Kartoffelmix hat er zum Markt mitgebracht.

Und Blaukraut. "Das kennst du?", fragt er verwundert einen Besucher. "Klar, gibt's bei uns immer im Herbst und Winter." Und auf einmal ist Äthiopien doch wieder ein Stück näher.