Ein Blick über den Holzboden und in die dunklen Ecken im Gewölbe über der Regensburger Neupfarrkirche reicht Sabine Freudenberg aus: "Hier müssen wir erst mal mit dem Staubsauger ran", meint die Vertrauensfrau im Kirchenvorstand. Gemeinsam mit Gemeindediakon Hans Köhler hat Freudenberg die Arbeiten genau im Blick. Im Gewölbe über dem hinteren Teil des Kirchenraums entsteht gerade ein kleines Museum. Gezeigt werden sollen Gegenstände, die sich über Jahrhunderte in der Kirche angesammelt haben. "Große Schätze dürfen Sie nicht erwarten", sagt Freudenberg. "Es geht uns vor allem darum, Veränderungen im Alltag des Kirchengeschehens sichtbar zu machen."

Aus allen Ecken und Winkeln der Kirche haben Freudenberg und Köhler zusammen mit weiteren Helfern Gegenstände zusammengetragen, die irgendwo in der Kirche lagerten. Im Gewölbe stapeln sich nun Überreste von Emporen, Kirchenbänken, alte Glasfenster, Opferstöcke, Kerzenständer, alte Lampen, Türklinken, die alte Krippe der Kirche, Namensschilder früherer Kirchenbesucher und vieles mehr. Oft ziert das Wappen der Stadt Regensburg die Gegenstände. "Entstaubt, geputzt und poliert erzählen die Gegenstände viel über die Veränderungen im Kirchenalltag." Köhler ergänzt: "Wir lassen die Sachen nicht weiter vor sich hingammeln, sondern wollen sie der Öffentlichkeit zugänglich machen."

Idee für Museum entstand bei Kirchenführungen

Die Idee zur Ausstellung im Gewölbe kam den beiden bei Führungen, die sie in der Kirche anbieten. Besucher würden oft lebenspraktische Fragen stellen wie: War es früher kalt in der Kirche oder gab es Licht? "Hier haben wir die Lampen von früher", sagt Köhler und hält eine Öllampe hoch. "Man kann so eine Lampe  in Betrieb nehmen, um zu zeigen, was das damals für ein funzeliges Licht in der Kirche war." Dann entdeckt er eine Kohleschaufel und einen Schürhaken. Beides zeugt davon, wie die Kirche früher beheizt wurde. "Die Gasheizung gibt es erst seit den 1970er- Jahren", erklärt Köhler.

Kaum glauben könne man heute, dass nach der Reformation oft 1.000 Kirchenbesucher in das evangelische Gotteshaus in der katholisch geprägten Domstadt strömten. Doch Reste der Emporen berichten davon. Da bei den Protestanten in den Gottesdiensten überwiegend gesessen wird, wurden überall an den Wänden Emporen errichtet, um Platz zu schaffen. "Als es wieder weniger Besucher wurden, brauchten sie die nicht mehr und haben sie herausgenommen", sagt Köhler. "Das ist lebendige Kirchengeschichte, die wir in der Ausstellung zeigen."

Ausstellung zu besonderen Anlässen öffnen

Ein Karton mit 130 metallenen Namensschildern erinnert daran, dass es früher möglich war, sich einen Platz in der Kirche zu reservieren. Im Gewölbe soll eine Kirchenbank wieder mit Namen und altem Gesangbuch bestückt werden. "Vermutlich haben die Kirchgänger dafür bezahlt", erklärt Köhler. Nicht bei allen Gegenständen könne die Nutzung sicher zugeordnet werden. "Bei manchen Sachen müssen wir vermuten, wofür sie gut waren", sagt der Gemeindediakon. Alle Gegenstände sollen nun beschriftet werden. "Wir sind kein professionelles Ausstellungsteam. Bei uns entsteht alles nach und nach."

Besonders anstrengen musste sich Köhler, als er zusammen mit einem Helfer per Sackkarre drei große weiße Steinbrocken nach oben schleppte. Die Steine tauchten auf, als in der Kirche ein Aufzug für Besucher mit Handicap eingebaut wurde. "Die darf man nicht einfach wegschmeißen", erklärt er und verweist auf die Bestimmungen der Denkmalpflege. Bei den Steinen handele es sich um Überreste der früheren jüdischen Synagoge oder von Häusern rundherum. Nun erinnern sie im Gewölbe an die Zeiten vor dem Kirchenbau.

Die Ausstellung im Gewölbe soll zu besonderen Anlässen geöffnet werden, wie am Tag des offenen Denkmals. "Auf Anfrage bieten wir aber das ganze Jahr über Führungen an", sagt Freudenberg. Die Führungen können thematisch gestaltet und den Interessen der Besucher angepasst werden. "Man kann hier auch eine ganze Schulstunde abhalten", schlägt Freudenberg vor. "Für Kinder ist das verwinkelte Gewölbe ein spannender Ort."