Raus aus den Kirchenmauern, näher zu den Menschen: Mitten in einer Ladenzeile der Landshuter Altstadt ist am Samstag die erste PopUp-Kirche Bayerns eröffnet worden. Der Regensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler bezeichnete die Ladenkirche als "herausragendes Modellprojekt für Kirche in dieser Zeit". Die Kirche gehe damit "neue Wege mitten in der Stadt, da wo das Leben pulsiert", sagte er. Durch das Projekt könnten "niederschwellige Zugangsmöglichkeiten für die kirchliche Arbeit" geschaffen werden.

Präses Heinrich: "Raus aus der Bubble"

Für die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschlands (EKD), Anna-Nicole Heinrich, ist die Ladenkirche ein "Ort, wo man mit den unterschiedlichsten Leuten in Kontakt kommen und netzwerken kann". Die 25-Jährige, die im Mai zur EKD-Synodenpräses gewählt wurde, hatte unter anderem gefordert, dass Kirche "raus aus der Bubble" gehen müsse, um auch mit sozialen Schichten in Berührung zu kommen, die sonst weniger Kontakt zur Kirche haben. Die PopUp-Kirche in Landshut sei "ein erster richtiger Schritt in diese Richtung", sagte sie. Besonders reizvoll finde sie, dass Kirche dort auch auf Erkundungstour gehen könne: "Wer kommt da rein und lässt sich überhaupt ansprechen, weil da ein schick gestaltetes Schaufenster ist und ganz groß Kirche draufsteht."

Der Laden bietet eine Kombination verschiedener kirchlicher Angebote. Im vorderen Bereich präsentiert die Diakonie Vintage-Kleidung, Tücher, Hüte, Schmuck und Schallplatten, im hinteren Bereich finden sich ein Begegnungscafé und eine Leseecke, in dem auch das Evangelische Bildungswerk sozialraumorientiert Vorträge anbietet. An ein klassisches kirchliches Gebäude erinnert nur ein kleiner Andachtsraum ganz am Ende des Ladens - ein komplett weißer Raum, mit Stühlen und einem Kreuz an der Wand.

Teil des landeskirchlichen Projekts "MUT"

Nah bei den Menschen zu sein, über alle Generationengrenzen hinweg, Experimente in der Kirche wagen: Dafür hat die bayerische Landeskirche das Projekt "MUT" ins Leben gerufen. Es steht für "missional, unkonventionell und tandem". Die Landshuter beteiligten Gruppen erfahren von dort auch finanzielle Unterstützung; es ist das erste Projekt Bayerns unter diesem Label. "Wir brauchten unglaublich viel Mut für dieses Projekt, weil es offen ist, weil wir zu den Menschen gehen und raus aus der Wohlfühlzone", sagte Dekanin Nina Lubomierski.

Mieter des Ladens sind die drei evangelischen Kirchengemeinden Landshuts, die Pauluskirche Ergolding, das Evangelische Bildungswerk, die Diakonie, das ostbayerische Kulturforum, das Jugendwerk und die Kirchenmusik. Vom 2. bis 31. Oktober ist die PopUp-Kirche täglich (außer sonntags) von 11 bis 18 Uh geöffnet.