München (epd). Lehrkräfte an Gymnasien, Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) in Bayern werden in ihrem Berufsalltag immer wieder Opfer von Gewalt. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Philologenverbands (bpv) unter rund 3.000 Lehrkräften. Derzufolge seien 13 Prozent der Befragten in den vergangenen fünf Jahren von psychischer und physischer Gewalt betroffen gewesen. 18 Prozent der betroffenen Lehrkräfte hätten von "häufigen" Gewalt-Vorfällen berichtet, drei Prozent von "sehr häufigen" Vorfällen. 37 Prozent der Nicht-Betroffenen hätten in den vergangenen fünf Jahren zumindest von Gewaltvorfällen gegenüber Lehrkräften an ihrer Schule erfahren.

Es sei davon auszugehen, dass die Dunkelziffer höher liege, heißt es aus dem bpv. "Es ist momentan aktueller denn je, denn Corona hat in der Schülerschaft einiges verändert. Bei vielen ist die Zündschnur kürzer geworden", sagte Regina Knape, Leiterin des Sachgebiets Schulpsychologie und Beratungslehrkräfte. Die Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, mit negativen Erlebnissen umzugehen, sei bei Kindern und Jugendlichen stark gesunken.

Auch über die Art der Gewalt gibt die Umfrage Aufschluss: Mit 76 Prozent wurden Beschimpfungen am häufigsten genannt. Es folgten Cybermobbing (42 Prozent), Bedrohungen (37 Prozent), Mobbing (21 Prozent), Sachbeschädigung (20 Prozent) sowie körperliche und diskriminierende Übergriffe (beide 11 Prozent). Die Zahlen zeigten, dass es sich in der Mehrzahl um psychische Vorfälle handelt. Gerade das Subtile dieser Gewaltanwendungen mache es für Lehrkräfte häufig schwer, damit richtig umzugehen, sagte Regina Knape. Für Lehrkräfte sei es wichtig, zu wissen, dass es eine Meldepflicht an die Schulleitung gebe.

Der bpv-Referent für Bildungs- und Schulpolitik, Wolfram Janke, forderte, dass das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte aus der Tabuzone geholt werden müsse. Ein erster wichtiger Schritt sei mit der im März 2023 veröffentlichten Handreichung "Keine Gewalt gegen Lehrkräfte" des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) getan. "Grundsätzlich gilt es, ein friedliches Schulklima zu schaffen, in dem Gewalt insgesamt null toleriert wird." Vorfälle dürften nicht totgeschwiegen und auch nicht verharmlost werden, betonte Janke.

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