Erlangen, Hildesheim (epd). Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und die Universität Hildesheim haben ein Verfahren entwickelt, das eine effizientere und fairere Verteilung von Geflüchteten auf Kommunen ermöglichen soll. Das Pilotprojekt "Match’In" hat drei Jahre lang einen entsprechenden Algorithmus in der Praxis erprobt, teilte die FAU am Dienstag mit. Der Prototyp befinde sich noch bis Herbst 2024 im Einsatz. "Am Ende der Projektlaufzeit zeigt sich: Das Matching-Verfahren ist in den unterschiedlichen Bundesländern erfolgreich anwendbar", sagte Hannes Schammann, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Hildesheim.
In welche Kommune schutzsuchende Personen im Rahmen ihres Asylverfahrens zugewiesen werden, stelle für die betroffenen Menschen und die aufnehmenden Kommunen eine weitreichende Entscheidung dar, heißt es in der Mitteilung. Die auf Ebene der Bundesländer getroffene Verteilentscheidung orientiere sich allerdings in erster Linie an Aufnahmequoten, nicht an individuellen Bedarfen oder den Ressourcen der Kommunen. "Dadurch gingen wichtige erste Integrationserfolge verloren, die auch mit Kosten für Kommunen verbunden sind. Diesen vermeidbaren ‚Mismatches‘ möchten wir mit Match’In begegnen", sagte die Projektleiterin an der Universität Hildesheim, Danielle Kasparick.
Gemeinsam haben die Projektpartner die relevanten Matching-Kriterien erarbeitet, wie Familienstand, Gesundheit und Beruf bei den Geflüchteten sowie Bildungsangebote, Gesundheitsversorgung und Arbeitsmarkt bei den Kommunen. Für das Matching füllen die Kommunen in einer eigens entwickelten Software ein Profil aus. In den Erstaufnahmeeinrichtungen der Bundesländer befragen Beratungsstellen die Schutzsuchenden nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Mithilfe des Algorithmus werden die Angaben auf beiden Seiten miteinander abgeglichen und Verteilvorschläge generiert. Die finale Entscheidung liege weiterhin bei den Mitarbeitenden, betonten die Projektverantwortlichen.
An beiden Universitäten waren mit dem Forschungsbereich Migration, Flucht und Integration (FAU) und der Forschungsgruppe Migrationspolitik (Universität Hildesheim) sozialwissenschaftliche Teams involviert, innerhalb der Universität Hildesheim war zudem die Informatik beteiligt. Vervollständigt wurde das Team durch die zuständigen Ministerien in Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie über 20 Pilotkommunen.
"Das Ende der geplanten Projektlaufzeit stellt aber nicht den Abschluss des Vorhabens dar", sagte Projektleiterin Petra Bendel von der FAU. "Vielmehr prüfen wir, wie das Verteilungsverfahren auch im Regelbetrieb sinnvoll weiterentwickelt werden kann. Match’In bietet dafür einen wichtigen Impuls."
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden