Hilpoltstein, Berchtesgaden (epd). Das Bartgeierweibchen Wally ist tot. Bergsteiger hätten Überreste des Vogels am Wochenende in der Nähe der Zugspitze gefunden, teilte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) am Montag mit. Wally war im vergangenen Jahr im Rahmen eines internationalen Auswilderungsprogramms zusammen mit ihrer Schwester Bavaria in den bayerischen Ostalpen freigelassen worden. Seit 11. April war der Raubvogel nicht mehr gesehen worden.
Die Federn und Knochen, der Beinring und der GPS-Sender lagen laut LBV in einer Felsrinne auf 1.500 Meter Höhe. Eine unabhängige Fachstelle solle nun versuchen, die Todesursache zu bestimmen, hieß es. "Dass auch mal ein Vogel stirbt, ist Teil der Natur, aber wir hätten ihr natürlich ein langes Bartgeierleben gewünscht", erklärte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer.
Obwohl junge Bartgeier hohe Überlebensraten hätten, seien in den letzten Jahren im Alpenraum immer wieder Todesfälle bekannt geworden. Ursachen waren Kollisionen mit Seilbahnkabeln, Vergiftungen durch bleihaltige Jagdmunition oder illegaler Abschuss, aber auch natürliche Ursachen wie Lawinenabgänge oder Kämpfe mit Steinadlern.
Wallys Schwester Bavaria gehe es gut, teilte der LBV mit. Sie fliege auf weiten Streifzügen momentan das Umfeld des Nationalparks Berchtesgaden ab. Am 9. Juni wollen der LBV und der Nationalpark zwei weitere junge Bartgeier auswildern, darunter ist auch eine in diesem Jahr geborene Schwester von Wally.
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Greifvogel in den Alpen ausgerottet worden. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Mit am Programm beteiligt ist auch der Tiergarten Nürnberg.