München (epd). Der Sozialverband VdK warnt vor zunehmender Altersarmut - gerade auch in Bayern. "Als Rentnerin oder Rentner hat man in Bayern echt zu kämpfen", sagte die VdK-Präsidentin und bayerische Landesvorsitzende Verena Bentele am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz in München. Entgegen allen Beteuerungen der bayerischen Staatsregierung sei Altersarmut im Freistaat ein Riesenthema. In Deutschland erhalten ihren Angaben zufolge Männer 1.427 Euro Durchschnittsrente, die Frauen 936 Euro. In Bayern liegen die Zahlen niedriger: Männer erhalten 1.400 Euro, Frauen 869 Euro. Das sei eine "bittere Zahl", sagte Bentele.

Am 1. Juli seien die Renten zwar um 4,57 Prozent erhöht worden, sagte Bentele weiter. Diese Erhöhung könne die hohen Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energiekosten seit Beginn des Ukraine-Krieges 2022 plus gestiegene Pflege- oder Krankheitskosten nicht kompensieren. Im vergangenen Jahr seien 21,4 Prozent der ab 65-Jährigen in Bayern armutsgefährdet gewesen, sagte Bentele weiter. In der Gesamtbevölkerung seien es 14,6 Prozent. Vor allem die Armutsgefährdungsquote von älteren Frauen sei mit 24,5 Prozent "erschreckend hoch" und verharre seit vielen Jahren auf diesem hohen Niveau.

Um die Altersarmut zu bekämpfen, müssten unter anderem Minijobs deutlich beschränkt werden, forderte Bentele. Der VdK erlebe es in seinen Beratungen viel zu oft, "dass gerade Frauen in der Minijobfalle sitzen" und daher nur wenige Rentenansprüche erwerben. Auch Kinder und Jugendliche seien besonders oft von Armut betroffen - nämlich 370.000, sagte Bentele weiter. Das entspricht 16,2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Bayern. Ob diese jungen Leute jemals eine gute Ausbildung und ein gutes Einkommen haben werden, dürfe bezweifelt werden, sagte Bentele. "Denn Armut wird in der Regel vererbt."

Der VdK fordert zudem eine "Rente für alle", also nur ein einziges gesetzliches Rentensystem, in das auch Selbstständige und Beamte einzahlen. "Es muss Schluss sein mit den parallelen Versorgungssystemen", sagte Bentele. Das würde die gesetzliche Rentenversicherung auf eine breitere Basis stellen. Rund 834.000 Menschen in Bayern sind derzeit Mitglied im Sozialverband VdK, deutschlandweit sind es 2,3 Millionen.

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