München (epd). Ein Novum für den Bayerischen Landtag: Anlässlich des Christopher Street Days (CSD) in München an diesem Samstag (16. Juli) wird erstmals vor dem Maximilianeum die Regenbogenflagge wehen. Der Landtag sei damit der Bitte von Grünen, SPD und FDP nachgekommen, wie die drei Oppositionsparteien am Freitag gemeinsam mitteilten. Der Bayerische Jugendring (BJR) hält die Entscheidung für "jetzt genau richtig", fordert aber künftig Regenbogenflaggen an allen öffentlichen Gebäuden zum Internationalen Gedenktag Christopher Street Dayer am 28. Juni.

Es sei wichtig, offensiv die Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden wehen zu lassen und damit ein Statement für ein vielfältiges Bayern zu setzen, sagte der BJR-Vorsitzende Matthias Fack. Dies könne aber nur der erste Schritt für weitere Maßnahmen sein. Der BJR-Queerbeauftragte Patrick Wolf fordert einen queeren Aktionsplan für Bayern. Nur so könne Bayern im bundesweiten Vergleich aufholen und den Regenbogen zum selbstverständlichen Teil Bayerns machen. Außerdem könne so die wichtige Arbeit von LSBTIQ-Organisationen finanziell und personell ausgebaut werden.

Die drei Oppositionsparteien zeigten sich mit der Landtagsentscheidung zufrieden. Florian Siekmann, queerpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, sagte: "Die Volksvertretung steht hinter den Menschen in Bayern in all ihrer Vielfalt. Hass, Hetze und Gewalt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten haben bei uns keinen Platz." Aber auch er fordert wie der BJR mehr Maßnahmen, etwa einen bayerischen Aktionsplan für Vielfalt und Akzeptanz. Dieser Aktionsplan müsse die Gesundheitsversorgung oder auch Aufklärungsarbeit in den Schulen umfassen, fordert Siekmann.

Der queerpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Sebastian Körber, sagte, Werte wie Freiheit, gesellschaftliche und sexuelle Vielfalt, Toleranz und Solidarität seien heute bedeutsamer denn je. Dass die Regenbogenflagge als sichtbares Zeichen für Toleranz und für die Gleichstellung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Personen gehisst werde, sei "ein Meilenstein für den Bayerischen Landtag".

Die queerpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Doris Rauscher, sagte, Diskriminierung und Hasskriminalität seien in Bayern, Deutschland und der Europäischen Union nach wie vor vorhanden. "Die jüngsten Übergriffe beim CSD in Augsburg und das brutale Verbrechen in Oslo führten uns dies schmerzhaft vor Augen." Beim CSD im Juni in Augsburg sollen Teilnehmer verprügelt und getreten worden sein. In Oslo hatte ein Mann bei einem Angriff auf eine Schwulen-Bar Ende Juni zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt.